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Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez

Der Porsche 914/6 Murène überrascht selbst ausgewiesene Porsche-Kenner. Das Auto stammt so auch nicht aus Stuttgart-Zuffenhausen, sondern vom französischen Karossier Heuliez. Basis ist ein Porsche 914/6. Classic Driver erzählt die ganze Geschichte.

Auf den ersten Blick könnte man das hier gezeigte Gefährt für einen wagemutigen Prototypen des späteren Porsche 924 handeln. Doch: Irrtum. Es handelt sich vielmehr um die geformte Fantasie eines französischen Designers. Brissonneau & Lotz heißt ein Unternehmen, welches heute sein Geld im Wesentlichen im Geschäft mit Kranersatzteilen verdient. Das war nicht immer so. Denn in den späteren 1960er Jahren übten sich jene Franzosen auch als Karossier und Autobauer. Dabei hatten sie zwei große Namen an den Arbeitstischen ihres Büros versammelt.

Zum einen war da kein geringerer als Paul Bracq, der unmittelbar nach seiner Verdingung bei den Franzosen ein Folgemandat bei BMW erhielt, hier im Jahre 1972 das legendäre Turbo-Konzept schuf und später bei Mercedes wirkte. Der zweite im Bunde war Jacques Cooper, der aus Chantilly stammte. Er sollte später als Industriedesigner erfolgreich sein, indem er den ersten TGV-Schnellzug ersann. Cooper war es jedoch auch, der eine neue Hülle für den 914/6 kreierte.

Man wollte im Sportwagensegment ein Basismodell schaffen, welches den Herstellern neue Käuferschichten bescheren sollte. Das Projekt war von Anfang an nicht frei von Konflikten. Obwohl tausende Exemplare verkauft wurden, stockte die Kollaboration nach geraumer Zeit. Auch das kontroverse Design des Mittelmotorsportwagens mag dazu beigetragen haben. Dieses erkannte Jacques Cooper und er entwarf eine eher fließende Karosse für den Teutonen.

 

Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez
Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez


Als man bei B&L der Zeichnungen gewahr wurde, kaufte man kurzerhand ein werkfrisches Spenderfahrzeug. Und zwar gleich mit dem leistungsstärkeren Sechszylinder anstelle des Vierzylinder-Motors. Doch der verheißungsvolle Auftakt kam ins Stocken, da die B&L-Mutter Chausson in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Über das Projekt wurde ein Moratorium verhängt. Das Aus kam schließlich, ohne dass der Wagen jemals Formen annahm. Doch der beharrliche Franzose glaubte an seine Idee. Und er trug sie weiter an Henry Heuliez, dessen Firma unter anderem im Geschäft mit Transportfahrzeugen unterwegs war. Der erkannte, dass bereits viel Vorarbeit geleistet worden war und willigte ein. 1970 schließlich feierte das Fahrzeug auf der Paris Motor Show als Murène, zu Deutsch Muräne, mit einer zeitgenössisch schrillen Zweifarblackierung sein Debut.

 

Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez

Die Reaktion folgte umgehend. Nicht wenigen gefiel das Design, welches einen offensichtlichen Gegenentwurf zum kantigen 914/6 darstellte. Auffallend war die für jene Epoche typische Keilform. Ungewöhnlich indes das Heckklappendesign und der Öffnungsmechanismus, der eher an einen Le Mans Boliden, als an einen Volkssportler erinnerte. Im fernen Stuttgart indes bewirkte das Konzeptfahrzeug vor allen Dingen eines: nichts. Design begriff man dort längst als Hoheitsterrain, in welches man sich nur ungern hinein fuhrwerken ließ. Da man das Auto bei B&L zuvor auf üblichem Wege erworben hatte, waren die Emotionen schnell unterkühlt. Und die Muräne verschwand in ihrer Höhle, vulgo Lagerhalle. Ohne Zulassung, ohne Testfahrt, ohne Käufer.

 

Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez
Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez Classic Concept: Porsche 914/6 Murène by Heuliez


Erst kürzlich kam sie wieder ans Tageslicht und erhielt eine komplette Überarbeitung seitens der historischen Abteilung von Heuliez. Von hier wird sie sich am 7. Juli 2012 im Rahmen der Le Mans Classic in die Auktion von Artcurial winden. Und wir werden sehen, wer die Kreatur an Land zieht. Einen einmaligen Fang stellt sie in jedem Fall dar.



Fotos: Archives Heuliez

The Artcurial Webseite: www.artcurial.com

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