Wer den EB112 nicht kennt, könnte meinen, hier habe ein Photoshop-Junkie aus Langeweile einen Veyron und einen Panamera digital gekreuzt. Doch das Auto ist real: Zwar recht hässlich, aber zehn Jahre vor beiden anderen Modellen aufgelegt. Und in sofern ziemlich innovativ.
Wiederbelebt durch einen Pastor
Der EB112 ist ein vom damaligen Bugatti-Chef Romano Artioli bei Italdesign in Auftrag gegebener Entwurf für eine in der Tradition des Typs 57S Galibier stehende Luxuslimousine – gedacht als Ergänzung zum damaligen Supersportwagen EB110. Giugiaro bemühte sich, möglichst viele Designikonen aus der Bugatti-Geschichte zu zitieren, wie etwa das „Rückgrat“, die Felgen im Stil des Royale oder das maschinell bearbeitete Alu-Armaturenbrett des T35. Der Griff des im Kofferraum verstauten Regenschirms war sogar exakt so geformt wie der tanzende Elefant von Rembrandt Bugatti. Und „on top“ gab es noch zwei maßgefertigte Lederkoffer. Doch zwischen Giugiaros Zeichenbrett und dem Werk in Campogalliano blieb der EB112 auf der Strecke. Bugattis finanzielle Schieflage wurden immer deutlicher – und der EB112 bis heute ein Mythos. Gildo Pallanca Pastor, Gründer des Monaco Racing Teams, erstand die drei Vorserienwagen und machte aus ihnen zwei fahrfertige Exemplare. Eines, in Bordeaux Rot, verkaufte er. Das zweite behielt er bis zum letzten Jahr selbst.
Ein Concept Car mit der Lizenz für die Straße
Auch wenn für die Serie die Motoren aus dem Porsche 928 vorgesehen waren, ließ Artioli in den Vorserien-Autos den hauseigenen 6,0-Liter-V12 installieren. Der aktuelle Besitzer des hier gezeigten EB112 wurde gelegentlich dabei beobachtet, wie er zum Missfallen von Passanten den 455 PS auf Monacos Straßen etwas Auslauf gewährte. Der demnächst bei Artcurials Auktion auf der Rétromobile 2016 angebotene Bugatti dürfte für Sammler der Marke hoch attraktiv sein. Erhalten sie doch die seltene Chance, eine für die Straße zugelassene Konzeptstudie zu erwerben. Statt eines Autos, das sich mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Reifen plattdrückt.
Fotos: Artcurial