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Eine Nacht in Paris mit Arthur Kar und seinem Porsche 968 L'Art

Arthur Kar hat mit seinem zusammen mit Porsche entwickelten retro-futuristischen Art Car die Welt in Erstaunen versetzt (und fast das Internet zerstört). Nachdem sich der Instagram-Sturm gelegt hat, haben wir uns mit ihm bei einer Tour durch Paris in seinem Kunstwerk auf 968-Basis unterhalten.

Paris im Dunkeln ist immer magisch, doch auf dem Beifahrersitz von Arthur Kars neuester Vision, einem puristischen Roadster im klassischen Porsche Speedster-Stil, sträuben sich uns die Nackenhaare. Nach dem Hype um die kürzliche Enthüllung des 968 L'Art haben wir mit Kar eine Nachtfahrt durch die Stadt des Lichts unternommen, um alles über diese erstaunliche Zusammenarbeit mit Porsche zu erfahren.

Arthur, hier sitzen wir im 968 L'Art – es ist der Wahnsinn, wie um alles in der Welt wurde das möglich?
Ich habe Porsche kontaktiert, weil ich die Marke liebe, und mich eine Geschichte mit ihnen verbindet. Ich war früher Mechaniker und habe an vielen ihrer Autos geschraubt. Also haben wir uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt und sie sagten: „Ihr könnt tun, was ihr wollt". Aber dann haben sie nochmal drüber nachgedacht und fragten, ob wir interessiert wären, uns auf einen 944, 928 oder 968 zu fokussieren. 2021 feiert der 968 ja 30-jähriges Jubiläum und ich dachte mir, dass dies eine spannende Herausforderung wäre. Also wählten wir einen 968, zumal mir dieses Modell schon immer gut gefallen hat.

In der Tat ist der 968 mit seinem großartigen 90er-Jahre-Styling ein Auto, das mehr Anerkennung verdient. Das Modell, das Sie gebaut haben, ist eindeutig mehr als nur ein Bodykit mit Lackierung?
Viele Leute bezeichnen ihre Projekte als Kunstautos, nachdem sie nur einfache Anpassungen wie an den Felgen oder am Lack vorgenommen haben. Für mich persönlich sind das keine Art Cars. Daneben gibt es Spezialisten, die solche Arbeiten auf sehr professionelle Weise und mit dem Fokus auf die Mechanik erledigen, wie zum Beispiel Alois Ruf, für den ich hohen Respekt empfinde. Doch mein Ziel war ein Designentwurf, der die Vision von L’Art transportiert.

In den vergangenen Jahren haben Sie mit Ihren Kleidungsstücken und cleveren Kooperationen Grenzen zwischen den Kulturen überschritten. War dies jetzt der nächste logische Schritt?
Wir haben mit dem Vertrauen, das Porsche in uns gesetzt hat, eine neue Tür geöffnet. Wir mussten ihnen nun zeigen, dass sie die richtige Wahl getroffen hatten. Andernfalls würden sie vielleicht eine Zusammenarbeit mit einem Künstler oder einer Marke eingehen. Wir wollten L‘Arts Interpretation eines 968 darstellen, auf Grundlage der Dinge, die wir an der Marke Porsche lieben. Also stellte ich einen originalen 968 in mein Büro. Dann gingen mein Team und ich für ein paar Stunden um das Auto herum. Um zu diskutieren, was uns gefiel und missfiel. Danach fiel der Entschluss, das Exterieur komplett zu überarbeiten.

Das ist sehr clever, das Auto ist immer noch als 968 zu erahnen, aber gleichzeitig auch völlig anders!
Nun, 30 % der Karosserie wurden abgeschnitten, und jedes Außenblech wurde verändert. Das Auto ist leichter, aber nicht weil wir versuchten, das Gewicht zu reduzieren, es war eher ein Nebeneffekt des Ausdrucks unserer Vision. Jedes einzelne Detail wurde im Team entworfen. Viele haben mit den Erfahrungen zu tun, die wir in der Vergangenheit mit meiner Marke gemacht haben. Daher hoffe ich, dass die Leute einige vertraute L’Art-Elemente wiedererkennen.

Wir wollten einfach bei jedem einzelnen Teil und jeder Linie dieses Autos unsere Vision umsetzen. Sie können jetzt fragen? „Wie haben Sie ein Auto entworfen? Sie sind doch kein Autodesigner und haben keine Designschule besucht.“ Ja, natürlich nicht. Doch habe ich und hat mein Team eine Designvergangenheit. Ich habe einen Autodesigner eingestellt und ihm gesagt: „Du weißt, wie man die Werkzeuge zum Design eines Autos benutzt, und wir haben die Vision dessen, was das Design ausdrücken soll. So konnten wir unsere Vision durch einen uns bekannten Designer umsetzen. Er wusste, wie man die nötige Software einsetzt und ist nun Mitglied unserer Mannschaft!“

Wir haben das Auto exakt nach unserer Vision gebaut, egal, ob das Publikum das nun mag oder nicht. Dass uns ein Unternehmen wie Porsche in diesen modernen Zeiten das Vertrauen schenkt, die Grenzen zu erweitern, ist eine der schönsten Sachen auf der Welt und ein echtes Privileg.

Das Autogeschäft hat sich immer mehr Modekooperationen angeglichen. Wer ist DER eine? Wer ist der berühmteste auf Instagram? Lasst uns etwas mit ihnen machen. Aber das macht doch keinen Sinn. Hier sind zwei große Namen, die ein Produkt an jemanden verkaufen wollen, der zum Fan werden soll. Ich betrachte mich nicht als berühmt oder großer Designer. Ich habe nur eine klare Vorstellung, basierend auf meiner Erfahrung innerhalb der Autowelt und meinem persönlichen Geschmack. Dass ein Unternehmen wie Porsche an unsere Vision glaubt, ist phantastisch.

Und hat Porsche Ihr Design in irgendeiner Form abgesegnet oder hat man Ihnen einfach volle Freiheit gelassen?  
Ich habe ihnen die erste Skizze gezeigt. Sie war nur ein Startpunkt für das, was am Ende herauskommen würde. Und weil sie uns verstanden und an uns glaubten, sagten sie: „Das ist verrückt“. Und von da an hatten wir freie Hand. So, wie wenn dich jemand auf die Autobahn mitnimmt und sagt: „Du kannst fahren...so lange Du willst. Du kannst Vollgas geben, es gibt keine Grenzen.“ So habe ich mich gefühlt, also habe ich das Team zusammengetrommelt und gesagt: „Los geht's."

Fotos: Kevin van Campenhout © 2021