Ganz ehrlich: So ein Fiat verschlägt einem die Sprache. Und erscheint heutzutage kaum noch vorstellbar. Doch es gab sie: Jene Epoche, als Fiat einige bemerkenswerte und äußerst exklusive Automobile hervor brachte. Ein kommerziell großer Erfolg war das Luxuscoupé nicht, eher ein enormes Prestige-Projekt. Wir rollen die Geschichte des „Otto Vu“ auf. So hieß er nämlich, der V8-Motor mit nur 1.996 ccm Hubraum aus dem Hause Fiat. Die Konstruktion stammte von Dante Giacosa. Und dessen Ingenieurleistung endete nicht beim Krümmer, sondern bei den hochgezogenen Auspuffenden am Wagenheck. 1954 gewann Fiat mit diesem Motor die italienische GT-Klasse in der 2-Liter-Kategorie. Weitere technische Höhepunkte des Fiat 8V: Eine Einzelradaufhängung rundum sowie ein leichter Gitterrohrrahmen.
Warum aber 8V und nicht V8? Ganz einfach: Ford hielt damals die Rechte an dem Terminus V8 und so drehte Fiat das Chiffre einfach um. Daraus entstand klartextlich: Otto Vu. Doch zwischen 1952 und 1954 fertigte Fiat nur knapp über 30 Fahrzeuge, die auch eine Karosserie aus eigenem Hause trugen. Auch Zagato, Ghia und eben Vignale karossierten einige Exemplare. Insgesamt entstanden nur knapp über Einhundert.
Das hier gezeigte Coupé ist eines von nur 13 Exemplaren, die bei Vignale entstanden. Das von Michelotti gezeichnete Design ist geprägt von einer extrem schmalen Fensterlinie. Aggressiv, sportlich und dennoch elegant. Das Auto wurde am 14. August 1953 an einen gewissen Petro Melchionni nach Alessandria in Italien ausgeliefert. Es wechselte später Besitzer und auch Farben. Ende der 1990er Jahre folgte eine umfangreiche Restauration, die auch die originalen Farben Grau mit rotem Dach zurück auf das Blech brachte.
Während das Auto in der Silhouette ein wenig an den späteren Maserati Sebring erinnern mag, sind es doch bemerkenswerte Details, die einen Anflug von Art Deco versprühen. Die eingefügten Rückleuchten beispielsweise. Oder das sehr opulente Chrom-Ornat, welches sich um den Vorderwagen schmiegt und die Flanken des Fiat einfasst. Im Fahrzeuginnern geht es erwartungsgemäß betörend exklusiv zu. Details, die von großer Klasse zeugen: die Türgriffe aus Aluminium oder der ovale Instrumententräger im Armaturenbrett. Das rote Leder, das sich großzügig verteilt. FIVA-Papiere begleiten diesen Fiat, der eine niederländische Zulassung aufweist. Und der Preis? Er bewegt sich voraussichtlich zwischen 750.000 und 850.000 Euro. Denn der „Otto Vu“ wird von Artcurial im Rahmen der Messe-Auktion versteigert.
Weiterführende Links Alle Automobile und Motorräder der Articurial-Auktion am 8. Februar 2013 auf der Rétromobile Paris finden Sie im Classic Driver Marktplatz. Den gesamten Auktionskatalog finden Sie zudem unter www.artcurial.com. |
Fotos: Artcurial