Während der 812 GTS im Prinzip für jeden Interessenten zu haben war, dessen Kontostand diese Investition abfedern konnte, waren die offenen Halo Cars von Ferrari mit ihren V12-Motoren traditionell stark limitierte Modelle, die Maranello am liebsten nur an favorisierte Kunden zu verkaufen gedachte. Und man versteht, weshalb. Das Erlebnis, einen von Ferraris feinsten Grand Tourer zu bewegen, die Haare vom Wind frisieren zu lassen und das Heulen des Zwölfzylinder-Meisterwerks, das einem durch Mark und Bein fährt, ist eine überzeugende Art, die treueste Klientel zu belohnen. Der 575 Superamerica war weit mehr als ein Dankeschön aus Maranello. Aber was den Superamerica auszeichnet, ist nicht einmal der V12, sondern war der elektrochrome Glasdach-Mechanismus mit Karbon, der gemeinsam mit dem italienischen Glasspezialisten Saint-Gobain entwickelt worden war. Die Bedachung, die sich um 180 Grad auf das Heck kippte, verwandelte in nur sieben Sekunden den Superamerica vom Coupé zu einem Cabrio und bot außerdem eine elektrisch verstellbare Tönung, die durch eine Wählscheibe auf der Konsole bedient wurde.
Das Auto auf diesen Bildern mit Chassisnummer 143790 ist eines von nur 559 gebauten Stück und wurde gegen Ende 2005 gefertigt und am 26. Januar 2006 durch den damaligen offiziellen Ferrari-Händler Forza SPA in Turin an den italienischen Unternehmer und Ferrari-Kenner Alberto Garnerone ausgeliefert. Signor Garnerone machte bei der Konfiguration keine Experimente, sondern entschied sich für klassische Ferrari-Kombination Rosso Scuderia zusammen mit einem Lederinterieur in Nero, die heute noch so attraktiv aussieht wie damals, vor allem mit dem gelben Akzent des Drehmomentmessers. Der Superamerica blieb in seiner umfangreichen, über 300 Autos umfassenden Sammlung bis zu seinem Tod 2008. Danach wurde das Auto durch einen deutschen Händler nach Bayern, der neuen zweiten Heimat, verkauft. Dort blieb es seit 2012. Obwohl man den Ferrari während seiner gesamten Lebenszeit sorgfältig pflegte, wurde er kaum gefahren. Tatsächlich vermerkt der Tacho knapp 8.000 Meilen und steht folglich da in makellosem Zustand.
Der aktuelle Eigner hat das ursprüngliche Becker-Radio mit einem moderneren Blaupunkt-Radio mit Navigation ersetzt (das Original ist noch vorhanden) – vielleicht reizt gerade das den künftigen Besitzer, eine Grand Tour mit einem kaum bewegten Ferrari zu unternehmen. Dank MARC Classic & Sports Car haben Sie die Chance, eines der beeindruckendsten Exemplare des 575 Superamerica Ihr Eigen zu nennen – und Sie mussten dazu nicht einmal die Familie Ferrari persönlich kennen!
Fotos: Stephan Bauer