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Snapshot, 1969: Ferdinand Piëch setzt alles auf Sieg

Bei den 24 Stunden von Le Mans soll sich im Juni 1969 zeigen, ob der von Entwicklungschef Ferdinand Piëch konstruierte Porsche 917 gegen die Übermacht von Ferrari und Ford bestehen kann. Doch der Tag endet dramatisch.

1969 ist das entscheidende Jahr für die Rennsportabteilung von Porsche – und für ihren Entwicklungschef Ferdinand Piëch. Im März hatte der neue, unter Piëchs Leitung von Chefingenieur Hans Mezger konstruierte Porsche 917, der sich im Langstreckensport gegen die Übermacht von Ferrari und Ford behaupten sollte, auf dem Genfer Salon sein Debüt gefeiert. Im April hatte Piëch vor dem Werk 1 in Zuffenhausen 25 Exemplare des Rennwagens für die Inspektoren aufgereiht, im Mai fuhren Jo Siffert und Brian Redman mit einem Porsche 917 bei den 1000 Kilometern von Spa den ersten großen Sieg für den neuen Zwölfzylinder-Porsche ein. Und nun also Le Mans: Bei den Trainingsfahrten hatten die Langheck-917 auf der Hunaudières-Geraden fast 400 km/h erreicht und die Konkurrenz abgehängt – doch die gewaltigen Rennwagen waren schwer zu kontrollieren und die Technik noch nicht ausgereift, den Werksfahrern wurde Werkzeug für Notreparaturen mit auf die Strecke gegeben. Doch es kam, wie es kommen musste: Der britsche Privatier John Woolfe verlor in der Maison-Blanche-Kurve die Kontrolle über seinen 917, prallte in die Leitplanke – und starb noch an der Unfallstelle.

Die Tragödie sollte dazu führen, dass Ferdinand Piëch den Porsche 917 Langheck für die nächste Saison komplett überarbeiten ließ und auch eine stabilere Kurzheck-Variante entwickeln – die ein Jahr später in Le Mans den ersten Gesamtsieg für Porsche einfahren sollte. Vom bevorstehenden Triumphzug des Porsche 917 ahnte Ferdinand Piëch an diesem Le-Mans-Wochenende im Juni 1969 wohl noch genauso wenig wie von seinen ingenieurstechnischen Meilensteinen und genialen strategischen Schachzügen, die in den kommenden Jahrzehnten zuerst Audi und schließlich auch Volkswagen an die Spitze der globalen Automobilkultur führen sollten. Eines ist „Ferdi“ an diesem schicksalhaften Tag am Rande der Rennstrecke jedoch schon ins Gesicht geschrieben: Sein unbedingter, unzähmbarer Wille zum Sieg.  

Ferdinand Karl Piëch ist am 25. August 2019 in Rosenheim verstorben. Er wurde 82 Jahre alt. 

Foto: Bernard Cahier / Getty Images / Porsche Archiv