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Mit einem VW Golf GTI sind sie diesen Winter der „King of Cool“

Der Trend geht derzeit zum Understatement-Klassiker – welches Auto würde sich da für die Winterfrische in St. Moritz besser eignen als ein bescheidener VW Golf der ersten Serie, der mit rotem Kühlerrand und Pirelli-Felgen jedoch deutlich aus der Reihe fällt.

An kaum einem anderen Ort kann man im Winter derart viele seltene und außergewöhnliche Autos entdecken wie im Engadin. Was die Bündner Bergwelt so spannend macht, ist die Mischung von sündteuren Sammlerautos und bescheidenen Designikonen mit einem gewissen Twist. Gerade haben wir den Panda 4x4 und seine obskuren Sondereditionen mit einem ersten Treffen in St. Moritz gefeiert. Doch der Fiat-Flitzer ist nicht das einzige Brot-und-Butter-Auto, das im Engadin ganz selbstverständlich zur Kaviardégustation gefahren wird – auch ein subtil individualisierter Mercedes-Benz W123 Kombi wie der des Mailänder Kreativkopfes Michele Lupi wirkt plötzlich hochherrschaftlich, wenn er auf dem gefrorenen See von St. Moritz den Pulverschnee aufwirbelt. Wie beim Cresta Run, wo sich alter Englischer Adel mit Engadiner Gemüsehändlern gemeinsam in den Eiskanal stürzt, gilt auch für die Autos: Solange es Spass macht, ist alles erlaubt! 

In diese bunte Gesellschaft passt auch der Volkswagen Golf GTI der ersten Serie. In den 1980er Jahren als demokratischer Sportwagen für die Arbeiterklasse gebaut, gilt die Topversion des von Giorgetto Giugiaro entworfenen und millionenfach verkauften Stufenheck-Wunders heute als kantige Designikone und begehrenswertes Sammlerstück. Was den ersten GTI jedoch bis heute zu einem unwiderstehlichen Kurvenjäger machte, ist die Kombination aus dem per Direkteinspritzung auf 111 PS aufgedrehten 1,8-Liter-Motor und einem Leergewicht von kaum mehr als 800 Kilogramm. Im Sommer konnte man am Steuer eines Grand Tourisme Injection auf dem Julier- oder dem Berninapass eine Menge Freude haben – doch auf im Winter war der Ur-GTI bei entsprechenden Fahrkünsten und guten Pneus eine wunderbar puristische und gut zu kontrollierende Fahrmaschine.

Doch wer in den 1980er Jahren zum Jetset gehörte und die Winterfrische in St. Moritz verbrachte, fuhr freilich nicht im „normalen“ Golf GTI an der Talstation der Corvigliabahn vor. Zum individualistischen Winteroutfit mit knallfarbigem Bogner-Overall, verspiegelter Carrera-Gletscherbrille, Lacoste-Stirnband und den neusten Rossignol-Skiern auf der Schulter passte schließlich am besten der betont lässig geparkte Golf GTI Pirelli. Ab 1983 gebaut, war der „Pirelli“ das erste echte Sondermodell des VW Golf. Leser der zeitgenössischen Automobilpresse erkannten ihn an den überirdisch coolen Pirelli-Felgen mit P-Muster, den in Wagenfarbe lackierten Spiegeln und Kunststoffteilen und dem ikonischen Golfball-Schaltknauf. 

Freilich haben nicht alle Pirelli-GTI bis heute überlebt – und so ist ein gut erhaltenes Modell mit allen Extras heute durchaus schwerer zu finden als ein Porsche oder Ferrari aus der Zeit. Das Exemplar aus den hier gezeigten Bildern, mit dem unser Fotograf Andrea Klainguti an einem klaren Wintermorgen unterwegs war, stammt übrigens von der Garage Engiadina – und war zu unserem Bedauern im Handumdrehen verkauft. 

Fotos: Andrea Klainguti © 2019