Die Japaner sind vermutlich so bekannt für ihren Stolz wie für ihre Handwerkskunst. Als folglich ein Journalist während der Monterey Car Week Anfang der 2000er Jahre Akio Toyoda wissen ließ, dass Lexus „langweilig“ sei, schmerzte das.
Aber hätte dieser Medienvertreter nie diese Behauptung aufgestellt, dann wäre dieser spektakuläre Lexus LFA, der am 18. August bei der Monterey Jet Center-Auktion der Broad Arrow Group aufgerufen wird, nie entstanden.
Warum? Weil Toyoda sowohl der Präsident der Toyota Motor Corporation und Enkel des Gründers ist wie auch Lexus vorsteht, der Luxusmarke des Konzerns, wie jeder Classic Driver-Leser weiß.
Toyodas Reaktion auf den Vorwurf der Langeweile bestand darin, sich zum „Chief Brand Officer“ zu ernennen und als Markenchef alles dranzusetzen, Lexus „interessant“ zu machen und damit den Übergang vom reinen Autohersteller zu einer Lifestyle-Präsenz zu leisten. So wurden die „Intersect“-Erlebnisareale in Tokio, New York und Dubai entwickelt, die „Lounge“ in Brüssel, der Prototyp eines Stickstoff-gekühlten Hoverboards, eine Luxusyacht – und natürlich eines der coolsten modernen Supersportwagen, die Reifen rauchen ließen.
Als der LFA im Jahr 2009 auf der Tokio Motor Show vorgestellt wurde, stockte Besuchern der Atem, denn, was da stand, hatte ein Karbonfaser-Monocoque, Aluminium-Unterrahmen, rennbereite Brembo-Bremsen und Stoßdämpfer mit externem Ausgleichsbehälter. Gerade letztere sollen mit einem Anteil von zehn Prozent an dem nicht weniger atemberaubenden Preis von 400.000 US-Dollar zu Buche geschlagen haben.
Unter der Leichtbau-Motorhaube verbarg sich ein aus der Formel 1 entwickelter 4,8-Liter-V10 mit 40 Ventilen, der 552 willige PS bei schwindelerregenden 8.700 U/min entfesselte. Begleitet wurde diese Kraft von einer einmaligen, beinahe musikalischen Note aus dem Auspuffsystem.
Der Motor mit der Bezeichnung ILR-GUE ist selbst schon fast so legendär wie das Auto und dank eines cleveren Designs so kompakt wie ein V6. Außerdem wurden eine ganze Reihe ultra-leichter Komponenten verbaut, die für den Nervenkitzel eines unmittelbaren Ansprechverhaltens sorgten.
Natürlich sind die insgesamt 500 LFA die gebaut wurden, Objekte der Begierde für jeden heißblütigen Petrolhead, doch es sind die 64 extrem seltenen Exemplare, die mit dem 70.000 Dollar teuren „Nürburgring“-Paket konfiguriert wurden, die ultimativ die Erfahrung „nicht langweilig“ repräsentieren. Und es gibt vermutlich keinen besseren Nürburgring LFA, als jenen, der bei Broad Arrow Group unter den Hammer kommen wird.
Dieses besondere Paket wurde geschnürt als Hommage an die drei Klassensiege der LFA bei den 24 Stunden-Rennen am Ring in den Jahren von 2008 bis 2010, zugleich wurde damit auch honoriert, welche Rolle diese Rennstrecke in der Entwicklung des japanischen Supercars gespielt hatte. Diese Sondermodelle hatten zwar nur bescheidene zehn PS mehr erhalten und ein neu konfiguriertes Getriebe, um schnellere Gangwechsel zu ermöglichen, aber was viel wichtiger ist: Die Lexus-Ingenieure hatten sich Colin Chapmans Maxime – „füge Leichtigkeit hinzu“ – zu Herzen genommen und das serienmäßige LFA-Gewicht um rund 100 Kilo reduziert.
Außerdem widmeten sie sich die Optimierung der Aerodynamik und entwickelten einen neuen, fest verbauten Heckspoiler, einen vom Motorsport adaptierten Frontsplitter sowie einen Satz Luftleitbleche, die das Handling so verbesserten, dass das Auto eine Topspeed von gut 323 Stundenkilometer und einen Sprint von 0 auf 100 Stundenkilometer in 3,7 Sekunden erreichen konnte.
Tatsächlich waren Geschwindigkeit und Effizienz des Nürburgring-Pakets so überzeugend, dass im August 2011 die ersten Exemplare die berüchtigte „grüne Hölle“ in einer Rekordzeit von sieben Minuten, 14 Sekunden umrundeten – nur der Porsche 918 sollte drei Jahre später noch schneller sein.
Jeder, der jetzt sich jetzt in Monterey dieses Exemplar in feurigem Orange sichern will, muss sich aber keine Sorgen machen, dass dieser LFA im Lauf seiner Karriere auf den schwierigsten Rennstrecken der Welt hin und her geschleudert worden ist. Der Über-Lexus wird direkt aus dem Besitz des ursprünglichen Eigners verkauft und hat, seit er neu vom Band lief, nur 1.931 gehätschelte Kilometer absolviert.
Der letzte Service war im September 2021 und kostete mit 6.000 Dollar vergleichsweise wenig. Das Auto wird zusammen mit den Werksunterlagen und originalem Fenstersticker verkauft. Als Clou gehört zu diesem Paket auch ein Paar Fahrerhandschuhe, die vom fünfmaligen Gewinner der Daytona 24 Hours, Scott Pruett, signiert wurden – er sollte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des LFA-Programms spielen.
Und wieviel kostet denn nun dieses besondere Auto? Haben Sie etwa auch zu jenen gehört, die sich bei der Vorstellung dieser LFA-Special Edition über den Preis von 470.000 Dollar mokierten? Dann lesen Sie besser nicht weiter. Dieses Exemplar wird nämlich auf 1,6 – 2 Millionen Dollar geschätzt.
Wer immer den Zuschlag erhält, langweilig dürfte es diesem Käufer nicht werden.