Es ist lange her, dass die BMW-Designabteilung Expertise von außen eingeholt hat. In den 60er Jahren arbeiteten Karossiers wie Michelotti und Bertone für BMW, und der M1 wurde in den 70er Jahren von der heutigen VW-Tochter Italdesign Giugiaro gezeichnet. Danach baute man die eigene Mannschaft auf – unter der Führung von Persönlichkeiten wie Claus Luthe, Chris Bangle oder dem heutigen Chefdesigner Adrian van Hooydonk.
Zum diesjährigen Concorso d'Eleganza im norditalienischen Como leistet sich BMW erstmals wieder die Extravaganz einer Studie, die mit einem renommierten Karossier gemeinsam entwickelt wurde. Die Wahl fiel auf die Mailänder Designschmiede Zagato, die bei diesem Projekt erstmals überhaupt mit BMW kooperiert. Das in einem derzeit bei Designstudien sehr populären rot-metallic lackierte Zagato Coupé – dem Vernehmen nach wurde um den Farbton intern heftig gerungen – basiert auf dem Klappdach-Roadster Z4, von dem es im Gegensatz zu seinen Vorgängermodellen bislang keine Coupé-Variante gab.
Lagen Z3 Coupé und Z4 Coupé jedoch stilistisch nahe an ihren Roadster-Geschwistern, so entfernt sich das Zagato Coupé deutlich vom aktuellen Z4. Schon von vorn präsentiert sich das neue Modell eigenständig: Der Nierengrill besitzt ein Z-Muster, der Scheinwerferumriss wirkt reduzierter als beim Z4, der Übergang von Flanke in die Frontpartie ist von der Hybrid-Studie i8 inspiriert; Details wie der Türgriff unterscheiden sich ebenfalls.
Selbstverständlich verfügt das Coupé auch über die klassischen Wiedererkennungsmerkmale wie Double-Bubble-Dach und Kamm-Heck, die seit jeher die Zagato-Prototypen so eínzigartig machen. Die Reaktionen des Publikums schwankten zwischen uneingeschränkter Zustimmung und dem Wunsch nach einem deutlicher konturierten Heck – mit einer noch schärferen Abrisskante, stärkerem Einzug, einer spannungsreicheren Gestaltung der Schulterlinie und einer moderneren Behandlung der hinter Glas positionierten Rückleuchten.
Im Gegensatz zum Serien-Roadster ist die Zagato-Karossiere des Coupés komplett aus Aluminium gefertigt. Der Sechszylinder-Turbomotor ist derweil auf 400 PS erstarkt, womit laut van Hooydonk glatte 300 km/h Spitze möglich wären. BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk ließ durchblicken, dass eine Serienproduktion möglich, jedoch noch nicht entschieden sei. Ein solches Coupé würde jedenfalls nicht nur in die Fußstapfen von Z3 und Z4 M Coupé treten, es könnte Puristen auch über das Fehlen eines Mittelmotor-Sportwagens hinwegtrösten.
Zudem wäre es eines der erschwinglichsten Zagato-Modelle seit langem. Denn nach einigen Ausflügen in größere Stückzahlen – stellvertretend dafür stehen Lancia Beta Spider und Maserati Biturbo Spyder – haben sich die Italiener erneut im obersten Luxussegment etabliert. Die in Mailand entstehenden Unikate werden oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit verkauft – und erscheinen dann irgendwann auf Veranstaltungen wie dem Concorso d’Eleganza Villa D’Este, wo nun auch die neue Coupé-Studie das Licht der Öffentlichkeit erblickte.
Fotos: BMW