Es ist ein schöner sonniger Tag in Monza und das Qualifying zum Großen Preis von Italien, dem 15. Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft 2004, steht kurz bevor. Der 28-jährige Kolumbianer Juan-Pablo Montoya ist in seinem vierten Formel-1-Jahr mit Williams-BMW. Die letzten drei Jahre brachten ihm drei Siege und 2002 sowie 2003 jeweils Platz drei im Endklassement. In der laufenden Saison ist er noch ohne Sieg und sein Wechsel zu McLaren-Mercedes zum Jahresende bereits eingetütet. Was ihn nicht davon abhält, für seinen Arbeitgeber Williams weiterhin alles zu geben.
Alles oder nichts
Festgezurrt in seinem vom BMW V10-Motor angetriebenen Williams FW36 geht Montoya ins Pre-Qualifying, um sich vor dem eigentlichen Qualifying mit der Strecke vertraut zu machen. Was zunächst als ziemlich schneller, aber noch normaler Run beginnt, steigert sich schon bald zu einer Geschwindigkeitsorgie. Juan-Pablo bremst die erste Schikane nur ganz kurz an, schießt dann Vollgas durch die folgende Curva Grande. Durch die beiden Lesmos und die Ascari-Schikane geht es weiter mit Volldampf bis zur Parabolica. Auch hier unfassbar später Bremspunkt, ohne Fehler geht es raus auf die Zielgeraden und über den Strich. Zum großen Erstaunen aller, nicht zuletzt Teamchef Frank Williams, hat sein Fahrer gerade den 5,793 Kilometer langen Kurs mit einem Schnitt von 262,242 km/h umrundet – ein bis heute nicht gebrochener Rekord für die schnellste Rennrunde der F1-Geschichte.
Need for Speed
Auch wenn 2004 bis dahin nur zwei Podiumsplätze und neben zwei Ausfällen sogar zwei Disqualifikationen herausgesprungen waren, verhalf dieses Highlight Juan-Pablo zu einem Motivationsschub für die letzten drei Rennen des Jahres, die dem Kolumbianer dann noch einen weiteren Sieg, in Brasilien, einbrachten. 2005, nun im McLaren, stellte Montoya – erneut in Monza und erneut im Training – mit 372,6 km/h einen neuen Höchstgeschwindigkeitsrekord auf. Nach seinem Rückzug aus der Formel 1 zur Mitte der Saison 2006 wechselte er zunächst in die NASCAR- und später Indycar-Serie. Zwischen 2007 und 2013 gewann er drei Mal die 24 Stunden von Daytona. Während durch die Venen aller Formel 1-Fahrer definitiv Speed zirkuliert, floss es zumindest in jenen Monza-Momenten durch den Blutkreislauf von Juan-Pablo Montoya noch etwas schneller.
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