Einen Ferrari zu besitzen ist für viele Menschen ein Traum – ganz egal, um welches Modell es sich handelt. Unter den Kennern und Sammlern der Marke genießt der 1964 in Paris enthüllte Ferrari 275 GTB besondere Wertschätzung: Seine wunderbaren Proportionen machen den Nachfolger des millionenschweren Ferrari 250 GTO zu einem der derzeit beliebtesten Klassiker aus Maranello – und entsprechend steigen die Preise. Vor allem die rennsportlichen Lightweight-Versionen stehen ganz oben auf den Wunschlisten zahlreicher Sammler. Doch es geht noch exklusiver: Als Vorbild für die leichtgewichtigen Rennversionen diente der außergewöhnliche Ferrari 275 GTB/C Speciale – nur drei Exemplare wurden bei Ferrari für die FIA-Homologation und die interne Rennsport-Entwicklung gebaut.
Alle drei Speciale basierten auf ultraleichten Aluminium-Karosserien, kleineren und leichteren Rohrrahmen und einem 3,3-Liter-Rennmotor mit Trockensumpfschmierung und sechs Weber-Doppelvergasern, der stark dem Kraftzentrum des Ferrari 250 LM ähnelte und tief unten im Chassis saß.
Bewährungsprobe: Die 24 Stunden von Le Mans 1965
Praktisch bedeutete dies einen Leistungszuwachs von 70 PS gegenüber der Straßenversion des Ferrari 275 GTB – und zwar bei deutlich reduziertem Gewicht. Der Speciale war eine bemerkenswerte Rennmaschine, wie man 1965 in Le Mans erleben konnte. Von Ferrari für die belgische Ecurie Francorchamps aufgebaut, startete der Wagen mit Chassisnummer 06885 im traditionellen Gelb des Teams in der GT-Klasse. Am Steuer saßen Willy Mairesse und Jean Blaton. 24 Stunden später war ihnen nicht nur ein souveräner Klassensieg gelungen – übrigens der erste Triumph eines Ferrari 275 GTB in Le Mans –, sie standen auch bei der Gesamtwertung auf Platz 3. Ein atemberaubender Erfolg.
Neunstellige Gerüchte, hochgezogene Augenbrauen
Der Le-Mans-Wagen befindet sich seit den 1970er Jahren im Besitz des bekannten Sammlers Preston Henn – und sein Wert kann kaum ermessen werden. Henn hat mehrfach betont, dass er nicht daran denkt, sich von dem Ausnahme-Ferrari zu trennen, doch in der Gerüchteküche brodelt es dennoch seit langem: Sollte der Speciale einmal auf den Markt kommen, so wird geraunt, könnte er als erstes Auto überhaupt eine neunstellige Summe einspielen. Belege hierfür gibt es freilich nicht – trotz allseits hochgezogener Augenbrauen. Auch der dritte und letzte Speciale mit Chassisnummer 07185 wird in einer Privatsammlung verwahrt und steht nicht zum Verkauf.
Die Crème de la Crème (de la Crème)
Bleibt der erste je gebaute Ferrari 275 GTB/C Speciale mit Chassisnummer 06701, der hier auf den Fotos zu sehen ist. Die Neuigkeit verbreitet sich derzeit wie ein Lauffeuer durch die Szene der Sammler- und Enthusiasten: Der außergewöhnliche Ferrari soll tatsächlich verkauft werden – RM Auctions nimmt bei der Flaggschiff-Auktion am 15. und 16. August 2014 in Monterey Gebote entgegen. Angesichts der Vorgeschichte, dem Matching-Numbers-Motor und einer knisternden Marktlage sind wir nun mehr als gespannt, was die Crème de la Crème (de la Crème) unter den Ferrari-Klassikern tatsächlich einspielen wird.
Fotos: Darin Schnabel © 2014 courtesy RM Auctions