Auf See steuerte Cunningham im Jahr 1958 die 12 Meter lange Segelyacht „Columbia“ zum Sieg über den America‘s Cup. Zu Land wiederum richtete er seine Augen nach Le Mans. Sein Traum war es, den ersten Le-Mans-Sieg für ein komplett amerikanisches Team in einem komplett amerikanischen Auto zu holen.
Le-Mans-Start aus eigener Tasche finanziert
In den 1950ern war es eher ungewöhnlich für einen Amerikaner, sich einem Langstreckenrennen in Europa zu widmen. Schon gar nicht, wenn man so wohlhabend war wie Cunningham, der das Vermögen aus der Swift-Fleischfabrik gerbt hatte. Der finanzielle Hintergrund ermöglichte es Cunningham jedoch, die gesamten Entwicklungskosten für die Sportwagen aus eigener Tasche zu finanzieren. Neben den Rennwagen wurde auch der Cunningham C3 für die Straße gebaut und in einer Auflage von 25 Exemplaren verkauft, um die Homologation für Le Mans zu erlangen.
Die Straßenversion des C3 besaß ein ähnliches Chassis wie der Rennwagen, jedoch mit breiterer Spur und längerem Radstand. Angetrieben wurde der C3, der in Cunninghams eigener Fabrik in Florida entstand, von einem Hemi-V8. Anders als die Rennversion wurden die zivilen Chassis zu Vignale nach Turin verschifft, erhielten dort ihr Karosseriekleid und wurden anschließend wieder zurück in die USA versendet, um dort verkauft zu werden. Mit 9.000 Dollar war der C3 alles andere als günstig, doch der Preis rechtfertigte sich aufgrund der überragenden Leistung: von Null auf 100 km/h benötigte der Wagen nur etwa sieben Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit lag bei fast 240 km/h.
Kein American-Dream für Cunningham
Briggs Cunningham verfehlte zwar den großen Triumph in Le Mans, immerhin aber landete der C3 zwei Jahre in Folge, 1953 und 1954, auf dem dritten Platz in der Gesamtwertung. Bis 1963 blieb Cunningham aktiv und entwickelte seine Rennwagen immer weiter. Es sollte bis 1967 dauern, ehe ein All-American-Team in Le Mans den Sieg ergattern konnte. Es war der Shelby American Ford Mk IV von Dan Gurney und A J Foyt. Übrigens nicht ohne großzügiger Unterstützung des wohlhabenden Henry Ford II, der sich allerdings an der Firmenkasse bediente.
Der hier gezeigte Cunningham C3 mit Chassinummer 5206 ist der erste von dreien mit einer Vignale Karosserie und gilt als “Prototyp”. Der Wagen besitzt viele einmalige Details wie den Cunningham-Schriftzug auf der Motorhaube und einen verchromten Windschutzscheibenrahmen. Auf die Chromscheuerleisten unterhalb der Türen wurde bei diesem Exemplar verzichtet – auch das ist einmalig. Außerdem wurde die Motorleistung optimiert. Im Innenraum kamen bei diesem Auto Ausstattungsdetails aus dem Ford-Regal zum Einsatz, so etwa das Radio, die Heizung oder die Handbremse. Der einmalige 1953er Cunningham C3 wird am 2. Mai als Teil der Andrews Collection von RM Sotheby‘s versteigert. Der Schätzpreis liegt zwischen 900.000 und 1,2 Millionen US-Dollar.
Fotos: RM Sotheby’s