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Snapshot, 1960: „Il Commendatore” lässt sich nicht beirren

„Ein Pferd schiebt den Karren nicht mit der Nase.” So lauteten berühmte Worte Enzo Ferraris am Ende der vorjährigen Rennsaison. Doch am 4. September 1960 sollte sich die Formel 1 für immer verändern - es war der letzte Tag an dem ein frontgetriebenes Auto ein Meisterschaftsrennen gewinnen sollte.

Wenn Enzo nur gewusst hätte, als er diesen Satz wenige Monate vorher aussprach, dass er an diesem Tag die Versuche mit dem ersten heckgetriebenen Ferrari inspizieren würde. Wobei es sich genau genommen um einen Mittelmotor handelt, denn der Antrieb war vor der Heckachse verbaut worden. Man spürt förmlich die Skepsis des Commendatore, auch Ingenieur Carol Chiti weiß, dass er noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Wie er später verriet: „Enzo wollte nichts von einem Einsitzer mit einem Heckmotor hören. Für ihn wäre das einem Verrat der gesamten technischen Unternehmensphilosophie gleichgekommen. Er sagte mir immer:  „Mach alles, was notwendig ist, um mit einem konventionellen Rennwagen zu gewinnen, denn das ist die Bestimmung von Ferrari. Unsere Touring-Modelle haben einen Frontantrieb - unsere Kunden würden doch nie ein Auto kaufen, dessen Entwicklung sich von den Rennwagen unterscheidet.”” Man kann nur hoffen, dass sich Chitis Schadenfreude später in Grenzen hielt. 

Foto: Sergio Del Grande / Mondadori Portfolio über Getty Images