Ursprünglich wurden von dem Carrera RS 2.7 nur 500 Einheiten gebaut, um der Gruppe-4-Homologation zu entsprechen. Aber Enthusiasten waren von dem Modell so begeistert, dass Porsche reagierte und zu einem höheren Preis noch mal 1.080 Fahrzeuge fertigte. Vier Jahrzehnte später ist die Nachfrage ungebrochen: Erst Anfang diesen Jahres wurde eine der 200 Leichtbau-Varianten – die sogenannte Option M471 Sport – für umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro versteigert.
Dieses Rekordergebnis bei Goodings Amelia-Island-Auktion machte zwar Schlagzeilen, aber der Porsche mit dem typischen Entenbürzel-Heckspoiler erlebt bereits seit gut fünfzehn Jahren eine kontinuierliche Wertsteigerung. „Der RS steht beispielhaft für die Boom- und Baisse-Bewegungen des Marktes, ähnlich wie seinerzeit der Ferrari Dino oder der Daytona“, erklärt Tim Schofield, Leiter der Automobil-Abteilung beim Auktionshaus Bonhams. „Ich erinnere mich, als in den späten 1990er Jahren ein RS mit 40.000 Euro soviel einbrachte wie der Dino, die Preise für den Daytona lagen damals zwischen 75.000 und 115.000 Euro. Heute hat der Porsche mit dem Daytona gleichzogen oder wird sogar noch höher taxiert.“
Top-Preise in Serie
„Es wird immer dieses eine Auto geben, dessen Wert durch die Decke schießt“, sagt Schofield. „Die Karten werden dann neu gemischt und die Preise der anderen Fahrzeuge ziehen ebenfalls an.“ Classic Driver ist die Geschichte eines Händlers bekannt, der nach dem sensationellen Resultat der Amelia-Island-Auktion umgerechnet 250.000 Euro mehr für einen RS in seinem Depot verlangte und für den Porsche trotzdem quasi sofort einen Käufer fand.
„Das Gooding-Ergebnis hat ohne Zweifel die Wertentwicklung beeinflusst und wahrscheinlich einen Präzedenzfall geschaffen“, weiß Dylan Miles von Fiskens, dem angesehenen Londoner Klassikerhändler. Er hat im Laufe des letzten Jahres den Verkauf von fünf RS 2.7 betreut. „Aber die Preise steigen auch, weil dieser Porsche so gut fährt. Sein Handling und seine Alltagstauglichkeit sind nach meiner Einschätzung besser als bei jedem anderen Sportwagen seiner Epoche.“
Ultimatives Driver‘s Car
„Ein echter Lightweight ist natürlich der Heilige Gral“, schwärmt Dylan Miles, „aber ich denke, dass der frühe Touring so begehrenswert wie der Leichtbau ist, denn für ihn wurden noch dünnwandigere Stähle eingesetzt. Er war somit leichter als die späteren Modelle.“ Aber egal nach welcher Variante dieses Carrera man nun Ausschau hält, er sollte unbedingt authentisch sein. Denn längst hat die enorme Wertsteigerung dazu verführt, dass auch nicht-originale RS als echte Exemplare vermarktet werden.
Wer weiß, wie stark noch an der Preisspirale gedreht werden wird. Aber so lange sich der RS erfolgreich im umkämpften Markt der Sammler behauptet, dürften die Preise stabil hoch bleiben. Wer ein Exemplar besitzt, sollte aber nicht wie ein Spekulant gierig die Auktionsresultate studieren, sondern lieber jetzt den Fahrspaß am Steuer dieses wahrhaft einmaligen Sportwagens genießen – der Gewinn bei einem zukünftigen Verkauf läuft sowieso nicht davon.