Unerprobt und frech
In Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans 1971 verwandelte Luigi Chinettis North American Racing Team (N.A.R.T.) einen serienmäßigen Ferrari 365 GTB/4 Daytona in ein GT-taugliches Rennmonster. Weil der Rennstall kaum Zeit für Entwicklung und Erprobung hatte, kam der Ferrari quasi ungetestet an der Sarthe an. Man setzte auf das kräftige Chassis und den machtvollen V12. Ein zunächst enttäuschter Luigi „Coco” Chinetti Junior, der sich eigentlich einen Ferrari 5,0-Liter-512 S erhofft hatte, setzte sich mit seinem Teamkollegen Bob Grossman ans Steuer. In ihren jeweiligen Stints holte das Duo überraschend den fünften Platz im Gesamtklassement und mussten sich nur den kraftvolleren, aerodynamischen Prototypen geschlagen geben. Eine unerwartete Leistung, die Ferrari überzeugte, auch werkseitig in Maranello eine ganze Reihe von Daytonas für Privatteams auszurüsten.
Dieser historisch bedeutsame Ferrari, der die Rennstrecke von Le Mans unter den Reifen hatte, wird nun von den Keno Brothers bei der "Rolling Sculpture"-Auktion am 19. November 2015 in New York versteigert. Kann man sich einen perfekteren Teilnehmer an der Le Mans Classic, für die sich der Competizione fraglos qualifizieren kann, vorstellen? Der Schätzpreis ist mit 4,9 bis 5,9 Millionen Dollar ist zwar beachtlich, aber allein das brachiale Gebrüll des Zwölfzylinders ist sein Geld wert. Wer skeptisch ist, sollte einmal in das Video hinein hören!
Fotos und Video: Keno Brothers