Bis die schönsten Sammlerautos der Welt für den Concorso d’Eleganza Villa d’Este am Ufer des Comer Sees zusammenkommen müssen wir uns noch bis Anfang Oktober gedulden. Doch die Direktoren des legendären Grand Hotels, das italienische Grandezza und den Glamour der alten Welt bis heute wie eine Zeitkapsel konserviert, hatten wohl zu große Sehnsucht nach auserlesenen Maschinen, wohlklingenden Motoren und eleganten Petrolheads hinter hölzernen Lenkrädern.
Und so ließen die Mitglieder der Associazione Scafi Epoca – einer Vereinigung zur Konservation und Dokumentation historischer Boote – ihre hölzernen Bootsklassiker zu Wasser, um bei der Villa d’Este Vintage Yachting auf eine nostalgische Zeitreise zu gehen.
Während man also von der Terrasse des Grand Hotels aufs Wasser blickte und sich von weiß livrierten Kellern seinen Aperol servieren ließ, wurde die Luft erfüllt vom sonoren Tuckern und Blubbern der Bootsmotoren. Und sofort fühlte man sich zurückversetzt in die 1950er und 1960er Jahre – jene goldene Ära, in der die Hautevolée ihre Sommer an Bord ihrer Yachten oder beim Wasserskifahren auf den Seen Norditaliens verbrachte. Hätten im nächsten Moment H.S.H. Prinz Rainier III und Prinzessin Grace of Monaco oder Graf Giovanni Agusta ihre Aquarama ihre Aquarama am schwimmenden Pool der Villa verteut, man hätte sich nicht gewundert.
Unser Fotograf Andrea Klainguti, der die kurze Strecke von St. Moritz an den Comer See gekommen war, durfte auf dem wohl passendsten Boot für diesen Tag Platz nehmen – einer illustren Abbate Villa d’Este Sport aus dem Jahr 1961. Von den Sitzen der klassischen Yacht hatte er den perfekten Ausblick auf die ikonischen Rivas, einer Ariston und drei Super Florida, sowie die weniger bekannten Boote, die sich für die neueste Ausgabe der Villa d’Este Vintage Yachting versammelt hatten.
Wer sich ein wenig auskannte, konnte etwa eine Abbate Turismo, eine Abbate Super, eine Colombo Super Indios und ein eindrucksvolles Colombo-Rennboot identifizieren. Das Grand Hotel selbst war mit drei Booten vertreten, darunter die charmante "Lucia a remi", die 1971 in der Werft von Riva in Laglio vom Stapel gelaufen war.
Etwas benommen von der Nachmittagssonne – oder war es der Aperol? – konnte man nur staunen über die zeitlose Eleganz, schier unerschöpfliche Motorkraft und hypnotisierende Klangfülle dieser klassischen Boote und Yachten. Konnte es denn ein eleganteres Fortbewegungsmittel geben, um sonntags nach einen leichten Lunch an der Villa d’Este zurück zu seiner Villa aus dem 17. Jahrhundert am Ufer des Comer Sees zu tuckern? Wohl eher nicht.
Fotos: Andrea Klainguti for Classic Driver © 2021