Alles begann 1910, als Motorräder immer schneller wurden. Einige Draufgänger hatten zu dieser Zeit bereits damit begonnen, auf schmutzigen Straßen die ersten Rennen zu fahren. Schnell dämmerte auch die Erkenntnis, das man mit einem spektakulären Motorradrennen, wenn man es in einer Arena vor Publikum stattfinden lassen würde, viel Geld verdienen konnte. Und so wurde schon bald der erste Board-Track-Rundkurs in Playa del Rey in Kalifornien eröffnet.
Holz war günstig, und es gab reichlich davon. Es war also nur sinnvoll, die Rennbahn des L.A. Motordrome mit tausenden Metern Holzleisten zu verlegen. Nach dem Vorbild französischer Radrennbahnen hatte die Strecke an beiden Enden 25-Grad-Seilkurven, welche die Piloten davon abhalten sollte, die Geschwindigkeit in den Kurven zu drosseln, sofern sie ihr Motorrad unter Kontrolle hatten – auf einem Untergrund, der schnell von Gummiabrieb und ausgelaufenem Motorenöl gezeichnet war, versteht sich.
Schutzbrillen und Wollpullover
Die Tatsache, dass diese Rennbahnen schnell errichtet waren, machte es möglich, die zu der Zeit in Amerika schnell wachsende Motorsport-Fangemeinde angemessen zu unterhalten. Manchmal kamen zehntausende Besucher zum Rennen, um die Biker, die mit fast 100 Meilen pro Stunde über die Bretter rasten, zu bejubeln. Top-Fahrer erhielten Gagen von 20.000 US-Dollar pro Jahr – doch das viele Geld hatten sie sich auch redlich verdient. Auch wenn Unfälle an der Tagesordnung standen, trugen die Piloten nicht mehr als eine Art Schutzbrille, flache Kopfschutzkappen, Lederhandschuhe und Wollpullover, die die Körperhaut schützen sollten, wenn sie mal wieder von der Strecke flogen. Durch diese Abflüge entstanden für die Motorräder Spitznamen wie Papst, Indian und The Flying Merkel.
Lebensgefährliche Murderdromes
Tatsächlich waren die Verluste auf der Rennstrecke so hoch, dass Kritiker die Bahnrundkurse bald als „Murderdromes“ bezeichneten. Erst recht , nachdem der legendäre Biker Eddie Hasha (alias Texas Cyclone) bei einem Rennen nahe Atlantic City über die Steilkurve hinausschoss. Das war 1912. Er starb augenblicklich. Seine Vier-Ventil-India schoss in die Menschenmenge und erschlug drei Jungen und einen Mann. Zehn weitere Menschen wurden verletzt. Bei einem bizarren Unfall in Ludlow, Kentucky, verunfallte Biker Odin Johnson mit seiner Maschine, die Feuer fing, nachdem ihr Kraftstofftank geplatz war – das Motorrad hatte eine Lampe getroffen, deren Kabel das Benzin entzündete. Bei dem Inferno starben acht Zuschauer.
Ein kurzes Vergnügen
Johnsons Witwe setzte sich viele Jahre ihres Lebens dafür ein, dass dieser Rennsport verboten würde. Sie hätte sich die Mühe sparen können, denn schon in den frühen 1920er Jahren verlor das Board Track Racing mehr und mehr an Interesse und wurde mit Einzug der Wirtschaftkrise in den USA wenig später komplett eingestellt. Doch Zeit seiner Austragung war es gut – auf eine beängstigende Art und Weise...