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So Englisch kann ein Roadtrip durch Amerika sein

4.000 Kilometer mit zwei zusammen fast 90 Jahre alten Autos durch einen unbekannten Kontinent zu fahren mag für manche eine Horrorvorstellung sein. Für die Gründer der Uhrenmarke Bremont, Nick und Giles English, war es eine genussreiche Herausforderung....

Für die Tour entlang der Ostküste der Vereinigten Staaten nutzten Nick und Giles English keine Leihwagen, sondern ihre beiden liebsten Classic Cars: einen Porsche 911 T und einen Jaguar E-type, den der verstorbene Vater der Brüder vor 30 Jahren restaurierte und der seitdem zum Familienerbe zählt. Nach dem Start im Schmelztiegel New York führte die 12-tägige „English Tour“ über Philadelphia, Charlotte, Charleston, Atlanta und Memphis bis nach Frisco, Texas. Wir trafen uns mit Nick und Giles in London, um auf diese epische Reise zurückzublicken.

Zunächst: Wer hatte die Idee, zwei so alte Autos auf eine Tour weit außerhalb von zuhause mitzunehmen?

Giles: Ursprünglich hatten wir die verrückte Idee, mit zwei alten Doppeldeckern nach Amerika zu fliegen. Doch dann baute ich mit einem eine Bruchlandung und zog mir dabei eine Rückenverletzung zu. Danach war meine Frau nicht mehr so begeistert von diesem Plan. Wir hatten zuvor schon verschiedene Roadtrips mit den beiden Autos in Europa gemacht. Und so lag es nahe, sie auch in die Staaten mitzunehmen. Am Ende war es eine einzigartige Erfahrung.

Warum die Ost- und nicht die Westküste?

Nick: Wir wollten in New York starten und nur Amerika von Ost nach West zu durchqueren schien uns nicht so spannend. Außerdem hatten Giles und ich in der Vergangenheit schon große Teile der Westküste abgefahren – was einmalig war – doch haben wir nie den Osten erkundet. Die Wagen sind noch immer drüben, und wir planen, im nächsten Frühjahr die Reise an der Westküste fortzusetzen. Vielleicht laden wir dazu noch ein paar Freunde ein, die uns begleiten möchten. 

Können Sie uns ein wenig über die beiden Autos erzählen?

Nick: Der E-type ist ein Auto, das unser Vater vor etwa 30 Jahren für unsere Mutter restauriert hat. Also so etwas wie ein Erbstück, das weitergegeben worden ist. Der Jaguar hat einen sehr sentimentalen Wert und schlug sich bis auf ein paar Kleinigkeiten wunderbar auf der Tour.

Giles: Ich habe den Porsche gekauft, als ich meinen ersten festen Job hatte. Er war mein erstes richtiges Auto und ich fuhr ihn 15 Jahre lang jeden Tag. Die Idee war, dass es sich anders anfühlen würde, als wenn wir Leihwagen genommen hätten. Wir wollten Autos in einen anderen Teil der Welt mitnehmen, die wir lieben und kennen. Ein Auto, dass Du von England her kennst in New York zu fahren, fühlt sich so an, als würde man sein Haus in die USA verpflanzen.

Also, wie war es denn so?

Giles: Wirklich toll. Die Amerikaner waren zwar irritiert über die Handschaltgetriebe und die Rechtslenkung. Doch sobald wir aus den Städten raus waren, gab es so viel zu sehen. Die Größe des Landes ist einfach enorm – als Europäer kann man das nur schwer einschätzen. Die Straßen und Landschaften waren einfach spektakulär, und überall, wo wir anhielten, wurden wir herzlich empfangen. 

An was erinnern Sie sich am liebsten?

Giles: An die Fahrt nach Graceland, dem Heim von Elvis, an meinem Geburtstag und in meinem eigenen Wagen. Ich bin auch sehr gerne um New York herumgefahren, obwohl es schwierig war, einen Parkservice zu finden, weil sie alle Probleme mit der Handschaltung hatten! Aber auch Städte, die man sonst nie erleben würde, wie Hot Springs in Arkansas. Oder die wunderschöne Fahrt durch die Blue Ridge Mountains.

Nick: Es war auch sehr schön mitzuerleben, wie Besitzer klassischer Autos eine gemeinsame Empathie verbindet. Wir waren in Memphis und hatten ein kleines Problem mit dem Hauptbremszylinder. Ich setzte einen Ruf auf den sozialen Medienkanälen ab, und sofort meldeten sich Jungs, die gewillt waren, Teile aus ihren eigenen Wagen auszubauen, um uns zu helfen.

Haben Sie auch in Amerika eine Verbindung zwischen klassischen Autos und mechanischen Uhren verspürt?

Nick: Das Schöne ist: Mechanische Dinge, sei es in Form eines klassischen Autos oder einer Uhr, vereint eine universale Sprache. Leute, die sich für solch alte Autos interessieren, haben in der Regel auch ein natürliches Interesse an alten Uhren – es handelt sich beide Male um maschinelle Laufwerke und man kommt mit solchen Liebhabern immer automatisch über Gott und die Welt ins Gespräch.

Fotos: Bremont