Die Erwartungen an den neuen Cord 810 (später: 812) waren hoch. Sein Vorgänger, der L-29, war Amerikas erstes Auto mit Frontantrieb gewesen. Seither war die Marke dafür bekannt, innovative Technik mit attraktivem Design zu verbinden – und der 810 sollte diesen Ruf festigen. Entworfen vom gefeierten Designer Gordon Buehrig, war er eines von acht Automobilen, die im Jahr 1951 vom Museum of Modern Art für die Ausstellung „Eight Automobiles“ auserwählt wurden. Um Ihnen eine Idee zugeben, welche Ehre dies ist: Unter den automobilen Kunstwerken befanden sich auch ein 1937er Talbot-Lago Teardrop Coupé oder ein 1947er Cisitalia 202 Coupé.
Show-Car als Trittleiter
Aber was führte wirklich zu der kollektiven Anarchie in New York, als die Zuschauer bei der Premiere kurzerhand auf die Stoßfänger der Autos stiegen (andere Quellen behaupten gar, es waren die Dächer)? Nun, es mag vielleicht ein Großstadtmythos sein. Es könnten aber auch die versteckten Scheinwerfer (eine Weltneuheit) des 810 gewesen sein – oder die fehlenden Trittbretter, die während dieser Zeit kaum wegzudenken waren. Möglich wurde dies durch die Architektur der Antriebseinheit: Das Viergang-Getriebe lag vor dem Lycoming-V8, der die Vorderräder antrieb. Daher konnte das Auto tiefer gelegt werden – ein Trittbrett, um den Einstieg in den Innenraum des Wagens zu erleichtern, war daher nicht nötig.
Zwei offen, zwei geschlossen
Das Paket war in vier Varianten erhältlich: Westchester und Beverly (beides Limousinen) sowie zwei offene Varianten – das Zweisitzer-Convertible-Coupé und das Convertible Phaeton Sedan für fünf Passagiere. Bei seiner Motor City Auktion im Juli dieses Jahres wird RM Auctions jeweils ein Exemplar beider offener Versionen unter den Hammer bringen (ohne Reserve). Das hier gezeigte Exemplar ist ein 812 Phaeton, ausgestattet mit dem optionalen Kompressor (die Sidepipes an der Motorhaube verraten es), der bei den späteren Sportversionen verfügbar war. Letztlich aber halfen Cord auch nicht diese besser ausgestatteten Modelle, um ihre hohen Ziele zu erreichen. Nämlich ein innovatives, leistungsstarkes und zuverlässiges Automobil anzubieten, das obendrein ein wegweisendes Design hatte und, das sich jeder leisten konnte. Dieses ambitionierte Ziel war unter den Folgen der Wirtschaftskriese vor allem eines: unrealistisch.
Seiner Zeit voraus
Nachdem die Nachfrage mehr und mehr sank, wurde die Firma geschlossen. Doch der legendäre 810 sollte unsterblich bleiben. Neben Museums-Auszeichnungen und einem Geschwindigkeitsrekord, der 17 Jahre gehalten wurde – aufgestellt von Ab Jenkins, nur einen Monat nachdem die Produktion des 812 eingestellt wurde –, lebte der Cord als Design-Ikone weiter und beeinflusste Designer wie Ingenieure noch Jahrzehnte später.
Fotos: Darin Schnabel für RM Auctions