Mit der Premiere des in Biarritz beheimateten Wheels and Waves-Festival in 2012 steigerte sich die Lust nach Custom-Motorrädern mit hippen Designanleihen aus den Surfing- und Skateboard-Szenen ins Unermessliche. Aber der in Zürich basierte Café Racer-Spezialist Dani Weidmann hatte kein Interesse auf einen Trend aufzuspringen. Für die großartige „Willoughby 65“, die man auf diesen Bildern bewundern kann, ließ er sich von einem Sport inspirieren, den man nicht so ohne weiteres mit einem coolen und unbeschwerten Lifestyle assoziiert: Fischen.
Weidmanns VTR Customs- Werkstatt liegt am Ufer des Zürichsees, dort, wo er seine Kindheit im Bootsverleih des Onkels verbrachte und mit seinem Cousin zu entspannten Angelausflügen auf das Gewässer aufgebrochen war. Die Passion für dieses Hobby führte Weidmann auch zu einer folgenreichen Entdeckung: die Komödie „Ein Goldfisch an der Angel“ von 1964. In diesem Film spielt Rock Hudson den angeblichen Angelexperten Roger Willoughby, der als geschmeidig überzeugender Verkäufer für Ausrüstungen beim anspruchsvollen Sportausrüster Abercrombie & Fitch agiert – und in seinem Leben noch nie eine Angelleine ausgeworfen hat.
Das Angelthema des Films mit samt seiner perfekten Inszenierung des sechziger Jahre-Lebensgefühls eroberte Weidmanns Herz und führte schließlich auch zur Entwicklung der „Willoughby 65“, die nicht nur den Namen des Hauptdarstellers trägt, sondern auch das Geburtsjahr des Schöpfers wie auch der BMW R65, die als Grundlage des Projekts diente. Welten trennen das fertige Bike von dem eher bedächtigen, mittelschweren Tourer, der 1982 das Werk in Spandau verlassen hatte. Als mehrfacher nationaler Schweizer Motocross- und Supermoto-Champion hatte Weidmann ein Verlangen nach Geschwindigkeit, das von den serienmäßigen gut 26 PS nicht erfüllt werden konnte.
Um diesen Wunsch umzusetzen, musste zunächst der Motor auseinandergenommen werden, um dann wieder mit einem 865 Kubik-Siebenrock-860 Kubik-Big Bore-Kit aufgebaut zu werden. Eingepasst wurden ebenfalls sonderangefertigte Nockenwellen und Ventiltrieb, zugleich wurden die Bing-Vergaser durch Flachschiebevergaser von Keihin ersetzt. Mehr Leistung wurde erzeugt durch Gasfluss-Zylinderköpfe, ein kraftvolles Zündsystem und ein speziell gefertigtes zwei-in-eins-Rohr mit Hattech-Auspufftopf.
Der Rahmen wiederum wurde von allen überflüssigen Halterungen und Aufhängungen befreit, ehe er in einem matten Grau pulverbeschichtet wurde, um einen subtilen Kontrast mit dem komplett schwarzen Motor, den ebenfalls schwarzen Rädern, Gabelbeinen und diamant-ähnlichen Gabelzinken aus Karbon. Black Edition Ohlin-Dämpfer sorgen dafür, dass die hintere Fahrhöhe abgesenkt und damit auch das Handling optimiert werden konnte. Das Heck wirkt ultra minimalistisch dank einem reduzierten Rahmen, verkürztem Schutzblech und eingelassener LED-Leuchtelemente.
Auch die Frontansicht des Bikes erscheint klar und pur durch „Brat Style“-Lenker mit einem einzigen Mikroschalter – die wichtigsten elektrischen Schalter wurden in die Motorabdeckung eingebaut. Der Tank erhielt ein Schaurohr, um stets den Füllstand im Auge zu behalten. Außerdem war hier noch Platz für das integrierte Motogadget „Tiny Tacho“ und eine sonderangefertigte Uhreneinheit von ZeitZone Zürich.