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Magazin

Bunny Air: An Bord des Playboy-Fliegers

Ob einst ein geliebter Affe zu einer neuen Gefährtin geflogen werden musste, Flüchtlinge aus Vietnam gerettet wurden oder Playmates und Stars sich an Bord räkelten: Das Flugzeug des „Playboy”-Gründers Hugh Hefner hatte viel mehr zu bieten als Bonusmeilen.

In der Glanzzeit griffen allein über ein Viertel der US-College-Boys monatlich zum „Playboy”- natürlich nur wegen der Interviews. Irgendwann war es Gründer Hugh Hefner nicht mehr genug, junge Frauen mit Traummassen nur auf der Erde um sich zu versammeln. Er kaufte ein Privatflugzeug, was vor 40 Jahren noch unerhört war. Natürlich kam eine kleine Cessna nicht in Frage. Als das Jet Set noch in Linienflüge der PanAm oder TWA einstieg, bat der Herr der Häschen an Bord von "Big Bunny" oder "Hare-Force One", wie die McDonnell Douglas DC-9-32 damals von Spöttern und Bewunderern getauft wurde. 

Ein fliegendes Penthouse auf Jungfernflug

Angeblich soll Hugh Hefner in den Umbau dieser fliegenden Playboy Mansion neun Millionen US-Dollar investiert haben. Eine Summe, die seinerzeit so bemerkenswert war, wie das Decor für das Düsen-Boudoir. Im Februar 1970 unternahm Hugh Hefner endlich den Junfernflug in seiner DC-9. Nur fliegen war wohl schöner: Ganz in schwarz, mit aufgemaltem Häschen am hinteren Leitwerk, bot die Maschine im Innenraum nicht nur eine opulente Einrichtung, sondern auch die Hightech der Seventies. Gäste, die wirklich nur relaxen wollten, wählten aus einem Dutzend ausziehbarer Fauteuils. Wer Lust auf mehr hatte, konnte in der Diskothek tanzen oder sich im bordeigenen Kino einen Film ansehen.

Hintereingang zum Wasserbett

Normalsterbliche wie Playmates oder Stars betraten den verruchten Luxusliner über die vorderen Treppen. Hefner selbst benutzte einen faltbaren Aufstieg am Heck. Der führte zu seinem Privatraum, in dessen Mitte ein ovales Wasserbett mit Pelzauflage auf Gespielinnen wartete. Weil fliegen auch im "Big Bunny" mitunter riskant sein konnte, lies der sicherheitsbewusste Medien-Mogul einige Playmates zu Stewardessen ausbilden. Statt Löffelohren und Plüsch-Schwänzchen trugen sie Stiefel und kesse weisse Fliegerschals.

Vietnamesische Babys und ein Golrilla namens Baltimore Jack

Mit Bunny Air waren aber nicht nur Celebrities wie Elvis und Sonny & Cher unterwegs. Der grosse Hase am Himmel flog medienwirksam in den letzten Tagen des Krieges vietnamesische Babys aus Saigon und transportierte den Gorilla Baltimore Jack zu einer einsamen Primatendame. Angeblich soll Jack vom Wasserbett sehr begeistert gewesen sein. Als die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, wurde "Big Bunny" 1975 entkernt und an Venezuela Airlines verkauft. Ob sich spätere Fluggäste über vergessene Satin-Ohren gewundert haben mögen, ist leider nicht verbürgt. 

Fotos: Getty / Taschen