Die Erscheinung von Sébastien Chirpaz dürfte Ihnen nicht unbekannt vorkommen, wenn Sie durch die Gassen der Le Mans Classic geschlendert sind oder sogar zu den Ästheten gehören, die sein alljährliches Vintage-Skifestival, die Alpine Classic im Resort Chamrousse nahe Grenoble, besuchen, das Telemark, klassische Fahrzeuge und die Klänge von Swing verbindet.
Diese gesprächige und leidenschaftliche Persönlichkeit ist sowohl Freigeist – an allem interessiert, mit vielen Leben und Facetten – und Purist. Das heißt, was seine Wertvorstellungen betrifft, macht er keine Kompromisse. Wie er es selbst formuliert: „Meine Kleidung ist ehrlich, sie täuscht nichts vor.“
Wie er uns beim Gespräch erklärte, war nichts bei der Schöpfung von A Piece of Chic bereits vorherbestimmt. „Dieses Abenteuer begann in 2021 nach vielen vorherigen Leben. Nach meinem Studium der Agrarwissenschaft, zog mich die Welt des Snowboardens auf höchstem Niveau an. Ich zog der Arbeit wegen nach London und verbrachte die meisten Wochenenden in Camden Market, um nach Vintage-Produkten zu suchen. Danach war ich sechs Jahre im Vermarkten von Videospielen tätig, ehe ich mich dann auf Mode konzentrierte. Mit 40 Jahren hatte ich den Wunsch, schöne Schals zu entwerfen, allerdings ohne jeglichen unternehmerischen Ehrgeiz.“
Was waren seine wichtigsten Einflüsse? „Ich war immer von den Anfängen des 20. Jahrhunderts fasziniert“, erzählt er uns. „Es war die Zeit, als Entdecker, Pioniere, Motorradfahrer und Autofahrer, Männer wie Frauen, sich in einer Mischung aus Abenteuer, Gefahr und Eleganz herausforderten. Das Tuch war ihr essentielles Accessoire. Ich wollte, dass Menschen wieder Lust bekamen, Tücher zu tragen – und mit dieser Geste wieder ein Zeichen setzen für die in dieser Welt verlorenen Werte Extravaganz, Wagemut und Einzigartigkeit.“ Er unterstreicht diese Haltung mit einem Motto: „Lebe deinen Alltag wie eine epische Erzählung.“
Ergänzend fügt Sébastien hinzu: „Das Tuch, der Schal, sind auch eine Hommage an die eleganten Outfits der Scooter Boys und der Mods. Schließlich und endlich, da ich in Lyon basiert bin, der Hauptstad der Seide seit Tausenden von Jahren, wollte ich mit diesem einmaligen Stoff arbeiten, um unser Know-how zu zeigen und auf die industriele Tradition zu verweisen.“
Die Tücher waren so erfolgreich, dass Sébastien zwei Jahre beschloss, sein kreatives Universum um im französischen Roanne hergestellte hochwertige Strickwaren zu erweitern. Aber er erinnert uns auch an etwas: „A Piece of Chic versteht sich nicht als Bekleidungsmarke, sondern vor allem als Mittel, um eine Lebenskunst zu fördern, eine subtil nostalgische Welt, ein Erbe: nämlich jene des Motorsports, als Sportlichkeit und Herausforderung von einer bestimmten Eleganz begleitet wurden – eine Ära, als sich Menschen Zeit ließen.“
Sébastien sagt auch: „Ich wollte auch den Gebrauch von noblen und widerstandsfähigen Materialien rehabilitieren. Ich glaube wirklich, dass „der Teufel im Detail steckt.“ Das ist auch der Grund, weshalb wir vornehmlich unsere Produkte in Frankreich von qualitätsbewussten Handwerkern und Spezialisten herstellen lassen, welche die Erfahrung und die handwerkliche Tradition weiterführen. Es gestattet uns, in kleinen Mengen zu produzieren und in einer vernünftigen und sinnvollen Art mit einem sehr kleinen Bestand umzugehen. Es besteht nicht der Zwang, unbedingt verkaufen zu müssen.“
In diesem Jahr wurden beispielsweise sportliche Jacken vorgestellt, die an A1-Fliegerblousons erinnern, nur dass sie nicht aus Leder, sondern aus Burelwolle gefertigt wurden. Dieser sehr feste, warme und schwere Stoff stammt aus Portugal, wo er traditionell zur Fertigung der behaglichen, wasserdichten Capes der Schafhirten dient. Dieses neue Bekleidungsstück ist schon jetzt ein Bestseller und belegt überzeugend Form und Funktion der A Piece of Chic-Outfits, die ,stilvoll und robust, ideal sind für Ausflüge bei jedem Wetter auf dem Motorrad oder am Steuer eines klassischen Roadster.
Sébastien hat seiner Kollektion auch eine Expeditionsjacke hinzugefügt, die an die „Smoke“-typischen Jacken erinnert, die von Gebirgstruppen und anderen Skifahrern in den dreißiger und vierziger Jahren getragen wurden. Diese Jacke wurde aus einem winddichten Baumwollstoff von British Millerain in England hergestellt. Sein Bestreben, sinnvolle Kleidung anzubieten, hat ihm treue Kunden, vor allem aus Deutschland und der Schweiz beschert, wo der Markt für traditionell geprägte Kleidung stark ausgeprägt ist, sowohl im Onlinehandel wie bei Wiederverkäufern.
Aber das ist Sébastien noch nicht genug, liebt er doch inspirierende, weltverbindende Erfahrungen, die Tradition und Erbe genauso verbinden wie sportliche Herausforderung und Eleganz. Er fügt mit einem Lächeln hinzu: „Natürlich geht es letztlich auch darum, Spaß mit Gleichgesinnten zu haben.“ Nach der Alpine Classique startete Sébastien eine Challenge mit Namen L´Intrépide: ein Indoor-Rennen für vor 1930 gebaute Motorräder, die bei der Motorradmesse Salon du Deux Roues in Lyon stattfindet.
Es ist dieses Verlangen nach immer extremeren Abenteuern, die Sébastien animiert, neue Erfahrungen anzubieten: „Wir haben dieses Jahr die Escapade gestartet – ein Mix aus Übernachtungen in der freien Natur in Segeltuchzelten mit klassischen Reisekoffern und lange Fahrten auf Vorkriegsmotorrädern. Nach langen Tagen auf den Bikes, unterwegs auf Pisten und mit Flussüberquerungen, freuen wir uns auf schicke Abende am Feuer. Es ist ein echtes Abenteuer aus dem man müde aber mit funkelnden Augen zurückkehrt.“ Es ist wie ein Hauch von „Jenseits von Afrika“ in den Bergen der Auvergne. Man kann sich nur zu gut vorstellen, wie unvergessliche diese Erlebnisse sein müssen.
Und wie Sie sich jetzt sehr gut vorstellen können, werden wir in Zukunft noch viel mehr von Sébastien Chirpaz. Noch mehr intensive kompromisslose Events zeichnen sich am Horizont ab, manche mit Vorkriegsmotorrädern, aber vielleicht auch einige mit Autos. Schließlich umfasst seine Liebe auch Vorkriegsklassiker, vor allem Cyclecars!
Fotos: Rémi Dargegen © 2021