Keith Richards und sein damaliger Band-Kollege Brian Jones gerieten häufig in Konflikt mit dem Gesetzt. Im Februar 1967 sah sich der Musiker in seiner Heimat England mit einer drohenden Anklage wegen unerlaubten Drogenbesitzes konfrontiert. Kurzerhand entschied sich Richards, das Land vorsorglich zu verlassen. Ziel der Reise: Marrakesch in Marokko, wo man „Drogen legal erwerben konnte“, wie Richards in seiner Autobiographie Life beschreibt.
Die Idee, nach Nordafrika „zu verreisen“, kam Richards und Jones während eines gemeinsamen Aufenthalts in Paris. Gemeinsam mit der damaligen Freundin von Jones, dem Fotomodell Anita Pallenberg, und Deborah Dixon, einer Bekannten von Richards, machten sich die Bandkollegen vom Hotel George V auf den Weg nach Marokko. In einem in einem blauen Bentley S3, chauffiert von Richards Fahrer und Bodyguard Tom Keylock.
In seiner Autobiographie beschreibt Keith Richards die Stimmung während der Fahrt als „extrem ausgelassen“. Richards auf dem Beifahrersitz übernahm die Rolle des DJs und fütterte den Phillips-Plattenspieler mit 45er-Scheiben, während es sich Jones mit den beiden Damen im Fond von „Blue Lena“ gemütlich machte. Der Stones-Gitarrist hatte seinen Bentley nach der berühmten Jazz-Sängerin Lena Horne benannt.
Doch bereits in den Pyrenäen musste sich Brian Jones von der Reisegruppe verabschieden, da sich eine Lungenentzündung ankündigte. Doch nach einem kurzen Aufenthalt in einer Toulouser Klinik stieß der Stones-Musiker in Marrakesch wieder zu seiner „Crew“. Nicht wissend, dass sich zwischenzeitlich – irgendwo zwischen Valencia und Barecelona – eine „physische Beziehung“ zwischen Richards und Pallenberg auf dem Rücksitz von „Blue Lena“ entwickelt hatte.
Um eine Auseinandersetzung mit dem für seine Gewaltausbrüche bekannten Jones zu vermeiden, entschieden sich Padberg und Richards kurzerhand für eine nächtliche Flucht im Bentley zurück nach England. Chauffeur Tom Keylock gab sein Bestes und drei Tage später erreichte das Trio die kleine Wohnung im Londoner St John’s Wood.
Auch wenn das Ziel des Ausfluges nicht gänzlich erfüllt werden konnte, so birgt dieser Roadtrip einiges Abenteuerliches. Spannend wäre es doch, wenn „Blue Lena“ die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen könnte. Nichtsdestotrotz sind es solche Geschichten, die einen sehnsüchtig werden lassen nach Zeiten ohne GPS, Mobiltelefon und Billigfluglinien. Zeiten, in denen solche Abenteuer noch möglich waren.
Fotos: Gered Mankowitz, Copyright Bowstir Ltd 2012
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