Als Rock Star im England der 1960er Jahre hatte man nicht das schlechteste Leben. Gut, die Steuern waren schmerzhaft hoch. Im Fernsehen gab es gerade einmal drei Sender. Und auch auch das Essen war kein Lichtblick. Aber wenn man gerade eine erfolgreiche Platte produziert und sich noch nicht mit seinem Management verstritten hatte, gab es einige sehr schöne Dinge, für die man sein Geld ausgeben konnte. Häuser in Chelsea und auf dem Land, die neue Generation der Supermodels von Nebenan – und natürlich kostspielige Automobile. Aston Martin, Ferrari und Lamborghini lockten mit fantastischen Sportwagen, und in den Showrooms in London standen fabrikneue Mercedes 300 SL Flügeltürer neben hochglanzpolierten Jaguar E-Type. Sie alle konnten einen Mann in den Ruin treiben, dazu waren sie meistens höchst unzuverlässig und verdammt gefährlich. Mit anderen Worten: Schlicht großartig!
Die größten Band der Sixties waren ganz ohne Zweifel die Beatles und die Rolling Stones – und ihr Konkurrenzkampf endete nicht auf der Bühne, er setzte sich auch in den Garagen fort. Wer also hatte den besseren Fuhrpark, wer besaß die exaltierteren Mobile? Wir haben in den Archiven gestöbert und einmal ganz unwissenschaftlich verglichen.
The Beatles
Beginnen wir mit den liebenswerten Pilzköpfen aus Liverpool. Und auch wenn einem Paul seinerzeit ein wenig auf die Nerven gegangen ist (von späteren Solo-Eruptionen wie „Ebony and Ivory“ möchten wir hier erst gar nicht sprechen), muss man doch neidlos eingestehen – sein Automobilgeschmack war stets tadellos. McCartney war ein Aston-Mann, er besaß gleich mehrere Sportwagen aus Newport-Pagnell – und gerade wurde sein DB5 in London versteigert. Ringo Starr gehörte dagegen zu jener Gruppe englischer Industrie- und Showbizz-Prominenz, die ihre Extravaganz mit einem französischen, von HWM importierten Facel Vega ausdrückten. Der eigentlich Petrolhead unter den Beatles war George Harrison – er besaß eine ganze Reihe von Ferrari und war bis zu seinem Tod im Jahr 2001 bei vielen Grand-Prix-Rennen anzutreffen.
Und doch stahl ihnen John Lennon die Show: Sein kollosaler, von Marijke Koger im Stil eines rumänischen „Zigeunerwohnwagens“ bemalter Rolls-Royce Phantom V war ein individualistisches Statement – auch wenn er später eher dem Zeitgeist folgte und seine Minis von Radford und Wood & Pickett fertigen ließ.
The Rolling Stones
Und nun zu den Bad Boys der 1960er, den Rolling Stones. Und wir müssen gleich zu Anfang sagen: Abgesehen von Keith Richards Bentley „Blue Lena“, mit dem er einst bis nach Marokko reiste, bleibt die Garage der Stones etwas hinter den majestätischen Riffs auf der Bühne zurück. Gut , wir sehen Mick in lässiger Pose vor seinem neu erworbenen Aston Martin DB6. Und in St. Tropez war ein wohl mit einem Morgan V8 unterwegs. Ein schönes Auto, sicherlich, aber hätte er nicht zu etwas aggressiverem wie einem Ghibli Spider greifen können? Keith dagegen entdeckte mit der Zeit seine Liebe für amerikanisches Blech, wie etwa das Pontiac Chieftain Silver Streak Convertible, das vergangenes Jahr bei Bonhams versteigert wurde. Wahrscheinlich war es wie mit dem Blues – was die Jungs im Mississippi-Delta fahren, geht einem eben direkt ins Blut.
Fotos: Gered Mankowitz, Copyright Bowstir Ltd 2012 / Getty Images