Seien wir ehrlich: Die Automobilszene ist einer der wenigen Orte, an denen die Feminismusbewegung bisher kaum Spuren hinterlassen hat. Auf den Automessen räkeln sich spärlich bekleidete Fräulein auf endlosen Motorhauben, als wären die 1950er Jahre nie vergangen – und auch bei den etwas kultivierter erscheinenden Concours-Veranstaltungen sind die eleganten Damen oftmals nur Beiwerk zum polierten Blech und Chrom. Die Organisatoren der Chantilly Arts & Elegance haben nun einen Vorstoß gewagt – und den berühmten Automobilistinnen zumindest eine Wertungsklasse gewidmet. Am 6. September 2015 werden somit einige Klassiker aus prominentem, betont weiblichem Vorbesitz zu sehen sein.
Zwischen Cabaret und Rennstrecke
Unter den „Ladies’ Cars“ findet sich unter anderem ein Bugatti Type 35B von 1927, der einst der Cabaret-Tänzerin und begeisterten Rennfahrerin Hellé Nice gehörte. Weniger rasant, dafür umso eleganter ist der Delahaye 135 MS mit Figoni-Karosserie, der 1939 von der Französin Lucienne Dhotel geordert wurde. Die unter dem Künstlernamen „La Môme Moineau“ bekannte Sängerin hatte den südamerikanischen Geschäftsmann Felix Benitez Rexach geheiratet und galt vor dem Zweiten Weltkrieg als eine der rechsten Frauen der Welt. Eindrucksvoll sind auch der Ferrari 250 Europe GT von 1950, der einst Prinzessin Lilian de Rethy – der Ehefrau König Leopolds II von Belgien – gehörte, und der Rolls-Royce Silver Cloud Convertible II von Brigitte Bardot. „Ich habe den Wagen sehr geliebt“, kommentierte Bardot, „und ich hoffe, er wird beim Concours sehr bewundert.“
Geschenke auf vier Rädern
In Concours zu sehen ist auch jener BMW 507, den Ursula Andress 1963 nach gemeinsamen Dreharbeiten von Elvis Presley geschenkt bekam. Geschenke am Set waren damals wohl kein Einzelfall: Auch Raquel Welch erhielt von Regisseur Leslie H. Martinson im Jahr 1967 einen blauen Ferrari 275 GTS als Präsent, nachdem sie sich während der Dreharbeiten zu „Fathom“ an den Wagen gewöhnt hatte. Sogar Madonna erhielt ihren 1969er Mercedes-Benz 280 SE 1986 von Sean Penn – damals zumindest ihr Ehemann. Eine illustre Runde also. Ob diese Ansammlung automobiler „Zuwendungen“ tatsächlich als Schritt auf dem Weg zur Feminisierung der Klassiker-Szene versanden werden kann, mag allerdings bezweifelt werden.
Fotos: Peter Auto