Direkt zum Inhalt

Magazin

Glas 1700: Zerbrechliche Eleganz

Der Glas ist einer der wenigen Exoten der automobilen Nachkriegsgeschichte – und heute fast vergessen. Ein schönes Exemplar im Classic Driver hat uns dazu gebracht, zurückzublicken.

Aus Deutschland? Wirklich? Nun gut, der Glas GT wurde beim großen italienischen Designstudio Frua entworfen und die Karosserie bei Maggiora in Moncalieri gebaut. Doch zusammengesetzt wurde der Glas in Dingolfingen – und war trotz seines südländischen Flairs ein echtes bayerisches Automobil. Das 1963 vorgestellte Coupé war ein mutiger Versuch, die Übermacht von BMW und Mercedes zu brechen und eine der letzten eigenständigen Automobilmarken des Landes zu erhalten. Das sportliche Modell stand in größtem Kontrast zu den Kleinstwagen wie etwa dem Gogomobil, die bei Glas bisher gebaut worden waren. Die Reaktionen auf das neue Modell waren zunächst auch durchaus positiv – doch die Konkurrenz war stark, vor allem die britischen GTs setzten dem neuen Modell zu, und so musste Glas wohl oder übel an BMW verkaufen. 

Im Mai 1965 präsentierte Glas eine stärkere Version des GTs – den Glas 1700 mit dem 110 PS-Motor aus der TS-Limousine. Um neue Kunden zu erreichen, wurde der Wagen sogar für den lukrativen US-Markt homologiert. Vor allem sollte aber das Design die Herzen der Sportwagenfreunde erweichen – aus heutiger Sicht erinnert die abfallende Dachlinie sogar ein wenig an den Porsche 911. Auch wenn der große Erfolg verwehrt blieb, sind die filigranen Coupés heute gesuchte Sammlerstücke – und spannende Alternativen zu den ewig gleichen italienischen und britischen Coupés.  

Beim niederländischen Händler Smith-Veglia steht im Classic Driver Markt derzeit ein Glas 1700 zum Verkauf, der zu den besterhaltenen Exemplaren dieser Baureihe gehören soll. Unter Kennern dient er Laut Händler immer wieder als Referenz für Originalität und seine Geschichte scheint wohl dokumentiert. Sogar die Bedienungsanleitung für das historische Blaupunktradio liegt noch im Handschuhfach.

Photos: Smiths-Veglia

Der Glas 1700 im Classic Driver Markt