Beim Verlassen von Terry Larsons Werkstatt unter der Erde in den Hügeln von Mesa, Arizona, inszeniert die untergehende Sonne den Friedhof toter Insekten auf der Motorhaube und der zierlichen Windschutzscheibe des XKC 017 - dieser Jaguar C-Type führt ganz bestimmt keine behütete Garagenexistenz. Fast ihr ganzes Autoleben lang hat die Raubkatze immer frische Luft geschnuppert.
Bereits der erste Besitzer, Sterling Edwards aus San Francisco, hatte diesen Jaguar kaum entgegen genommen, da war er schon auf den Rennstrecken Kaliforniens unterwegs. Von Palm Springs und Pebble Beach bis Laguna Seca und Torrey Pines hatte der 017 während der fünfziger und sechziger Jahr diverse Auftritte, mit wechselnden Besitzern und mit großem Erfolg.
Außerdem beschleunigte der Rennwagen, der mit drei Weber-Vergasern ausgestattet war, 1957 in Bonneville auf gut 250 Stundenkilometer und übertrumpfte damit den Wert eines neuen Mercedes-Benz mit der Kennung 300 SL. Im Jahr 1970 gönnte man dann dem C-Type eine wohlverdiente Ruhepause. Er parkte 17 lange Jahre lang, ehe der junge Jaguar-Spezialist, dessen Bekanntheit gerade rasant wuchs, den XKC 017 im Jahr 1987 entdeckte und kurzer Hand kaufte.
„Ich hatte keine Ahnung bei der ersten Begegnung, wie eng meine Verbindung zu diesem Automobil sein würde”, erinnert sich Larson liebevoll. „Aber dieses Phänomen kommt bei C-Types durchaus häufiger vor.” Im Lauf der drei Jahrzehnte, in denen Larson und 017 zusammen sind, haben sie unzählige Touren unternommen wie beispielsweise jene für C-Type- und D-Type-Besitzer, die der Sammler seit 20 Jahren organisiert. Außerdem hat dieser C-Type über hundert Mal an Rennen in Arizona, Kalifornien und Nevada teilgenommen.
Aber so fantastisch Aussehen und Fahrerlebnis im legendären C-Type sein mögen, so ist es doch die reichhaltige, lokale Historie des Jaguar, die Larson ganz besonders fesselt. „Egal, wo ich mit meinem Auto bei Motorsport-Veranstaltungen auftauche, bekomme ich immer Geschichten von Menschen zu hören, die entweder an diesem Type gearbeitet, damals Fotos gemacht oder seine Geschichte gekannt haben”, erzählt er. „Ich vermute, es sind die Bremsschaufeln, die Lou Brero 1957 eingebaut hat, die das Fahrzeug so unverkennbar machen.”
„Während eines Rennens im kalifornischen Buttonwillow machte ein Mann mit mir Bekanntschaft, der im Alter von 10 Jahren den C-Type beim allerersten Renneinsatz erlebt hatte. Sein Vater war auch bei unserem Gespräch dabei und schickte mir dann eine Fotografie vom Rennprogramm dieses besonderen Tages. Beim historischen Treffen in Monterey im selben Jahr qualifizierte ich mich für die erste Startreihe neben Phil Hill in einem anderen Lou Brero-Sportwagen, einem Ferrari 375 MM. Und dann wünschte mir noch die Töchter von Brero und Ray Sher, ebenfalls 017-Eigner, alles Gute für das Rennen.”
Bei anderer Gelegenheit, einem Bankett des Jaguar-Clubs, lauschte Larson während Dutch Mandel, der Chefredakteur der Fachzeitschrift „Autoweek” erzählte, dass seine Mutter ihn in den 017 setzte, um ihn bei kurvenreichen Ausfahrten in die nahen Berge in den Schlaf zu wiegen. „Jahre später habe ich Dutch und seinen Vater Leon, der den Jaguar in den späten Fünfzigern besaß, zu einem Wiedersehen mit dem einstigen Liebling während der Copperstate 1000 eingeladen.”
Dieser C-Type atmet Geschichte. Die Erinnerungen, die der XKC 017 seinen vielen Besitzern und jenen, die ihm begegnen durften, schenkte und natürlich Larsons eigene, drei Jahrzehnte währende Love affair bereicherten diesen Jaguar mit einem Wert, der die Summe der rein materiellen Teile weit übertrifft. „Einstige Eigner sind letztlich ein Teil dieser Historie, sie sind wie Herz und Seele dieser Automobile”, resümiert der so sympathisch bescheidene Larson. „Sie gehören uns nie ganz - wir sind allenfalls ihre Bewahrer. Ich habe so viele wunderbare Erinnerungen, die mit diesem C-Type verknüpft sind, und es wollen noch etliche dazukommen.”
Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2018