Im Jahr 2013 hat Jaguar den Jaguar D-Type wiederbelebt - zumindest im Geiste. Denn mit dem Project 7 wurde ein limitierter, offener Sportwagen geschaffen, der schneller, leichter und viel, viel lauter war, als der F-Type, der als Basis gedient hatte. Seine Bezeichnung verdankte das Modell den sieben Siegen in Le Mans, während Designcharakteristiken wie die Finne auf der Fahrerseite an den D-Type erinnerte, der wohl wichtigsten und erfolgreichsten Schöpfung, die je die Werkshallen von Coventry verlassen hat.
Project 7 war das erste Fahrzeug, das die Skunkworks - so versteht man im Englischen eine völlige eigenständige Abteilung innerhalb eines Unternehmens - der Jaguar Land Rover Special Vehicles Operations konstruiert haben. Seitdem hat diese Abteilung auch den Range Rover Sport SVR, das wunderbar verrückte XE Project 8 und die „new-original” Modelle XKSS und D-Type verantwortet.
Das Konzept ist anscheinend aus der lockeren Kritzelei im Notizbuch eines jungen Designers entstanden und sollte ursprünglich nicht gebaut werden. Der Gedanke war, es als kühne Vision zu präsentieren, welche die leistungsorientierten Fähigkeiten der Jaguar-Ingenieure unter Beweis stellen sollte und zugleich den Stolz auf die eigene, glanzvolle Motorsportgeschichte. Aber die Nachfrage war dann doch so überwältigend, dass das Unternehmen grünes Licht für eine extrem limitierte Produktion von 250 Sportwagen gab.
Die gestalterischen Modifikationen im Übergang vom Konzept zum Serienfahrzeug waren erfreulicherweise geringfügig. Das sonderangefertige Fach für den Helm wurde zugunsten eines in Leichtbau gefertigten karbonverstärkten Schalensitzes aufgegeben; die aerodynamischen Eigenschaften wurden optimiert wie man an den vergrößerten Belüftungseinlässen zu beiden Seiten des offen Kühlergrills sehen kann. Zur Ausstattung zählen auch zwei passende Sicherheitshelme, die Platz im Kofferraum finden.
Eingebettet in diese Karosserie residiert die ebenfalls optimierte Kraft von 575 PS, 80 PS mehr als beim F-Type V8 S. Das Gewicht konnte durch den umfassenden Einsatz von Karbonfaser um 80 Kilo reduziert werden. Mit dem zusätzlichen smarten Torque-Vectoring-System und fortschrittlichen Karbon-Keramik-Bremsen aus dem C-X75-Projekt avancierte Project 7 zur Benchmark unter den Hochleistungs-Jaguar.
Wenn man die Referenzwerte, die jüngste Sondereditionen wie den 997 Sport Classic und den Boxster Spyder von Porsche, McLaren 650S Can-Am, Land Rover Defender Heritage sowie den Mercedes SLR McLaren so begehrenswert für Sammler werden lassen, dann erfüllt auch Project 7 alle Wünsche. Denn es ist gerade ihre Seltenheit, die ihren Wert immer weiter nach oben treibt wie auch ihre Inspiration aus der Vergangenheit.
Man kann dasselbe Phänomen auch in der Uhrenwelt feststellen: Heritage ist ein unschlagbares Verkaufsargument. Tudor ist ein typisches Beispiel für diesen Trend - jedem, der versucht, eine der neuen Black Bays im Vintage-Design zu einem vernünftigen Preis zu kaufen, wird das nur zu vertraut sein. Man könnte genauso gut nach Ananas am Südpol fahnden.
Man kann sich nicht ans Steuer einer Uhr setzen, sehr wohl aber beim Project 7. Es ist erstaunlich, wie sehr sich diese Erfahrung von jener in einem serienmäßigen F-Type unterscheidet. Der Motor erwacht mit einem wütenden Bellen, ehe er sich dann mit einem Knurren im Stand begnügt.
Fährt man in der Stadt, gibt sich der Sportwagen so lammfromm wie ein Golden Retriever, aber kaum, dass man auf einer Landstraße oder dort, wo viele Kurven lauern, aufs Gas drückt, entfaltet sich Project 7 mit einer Eindringlichkeit und Agilität, die man so von einem doch eher schweren Auto nicht erwartet hätte. Nimmt man den Fuß vom Pedal, meldet sich die Drosselklappe empört mit einem Spucken und Bellen, die ältere Fußgänger in den schwäbischen Dörfern, die wir passierten, nachhaltig verblüffte.
Es hat seinen ganz eigenen Reiz, einen modernen Wagen zu kaufen, der bereits Sammlerstatus genießt. Natürlich wird die Laufleistung auch die Wertsteigerung beeinflussen, aber sollte man sein Auto für eine sonntägliche Ausfahrt, einen Track Day oder mit ihm sogar Alpenpässe in Angriff nehmen wollen, dann weiß man, dass er immer anspringen wird und vermutlich auch nicht mit technischen Problemen überraschen wird. Und außerdem ist Project 7 einfach ein so aufregender Sportwagen, dass man sich nicht das glückselige Grinsen verkneifen kann, wenn man den Starterknopf drückt. Hat er das Zeug zu einem künftigen Klassiker? Wir glauben, ja!
Fotos: Mathieu Bonnevie für Classic Driver © 2018