Es ist 2014 und wir feiern den 100. Geburtstag von Maserati – jener legendären italienischen Marke, die – ähem – 1926 ihr erstes Automobil konstruierte. Nun gut, es mag noch kein Jahrhundert her sein, seit das erste Modell im Zeichen des Dreizacks auf die Straße rollte. Doch immerhin wurde im Dezember 1914 in Bologna die Societa Anonima Officine Alfieri Maserati gegründet. Mit dem Dreizack des örtlichen Neptunbrunnens als Insignie. Zunächst präparierten Alfieri Maserati und seine Brüder Bindo und Ettore italienische Isottas für den Rennsport, dann schraubten und fuhren sie für Diatto. Als die Marke 1926 das Zeitliche segnete, bauten die Maserati-Brüder auf Basis eines Achtzylinder-Diatto ihr erstes eigenes Automobil, mit dem Alfieri noch im selben Jahr einen Klassensieg bei der Targa Florio einfahren sollte.
Family business
Die Siegesgeschichte setzte sich fort – und machte den Industriellen Adolfo Orsi auf die Rennwagen im Namen des Dreizacks aufmerksam. Bevor die Produktion wegen des Zweiten Weltkrieges eingestellt wurde, konnte sich Maserati jedoch 1939 noch einen großen Sieg bei der Indianapolis 500 sichern. Nach dem Krieg erweiterte Maserati seine Produktion in Richtung Straße – auf Basis des A6-Chassis kreierten Pinin Farina, Zagato und Frua einige unvergessliche Karosserien und begründeten damit den Ruf von Maserati als elegante Stil-Instanz.
Zwischen Triumph und Tragödie
Auch auf der Rennstrecke gewann Maserati schnell an Fahrt: Anfang der 1950er Jahre sammelte Fangio für die Marke die Trophäen gleich Reihenweise ein. 1957 krönte er seine Karriere mit einem fünften und finalen Weltmeisterschaftssieg am Steuer des legendären Maserati 250F – jenem Rennwagen, der auch Stirling Moss seinen Durchbruch in der Formel 1 beschert hatte. Trotz Fangios grandiosem Sieg war 1957 ein schwarzes Jahr für Maserati: In einer Serie von Unfällen hatte der Rennstall mehrere Fahrer verloren und man sah sich gezwungen, das Werksteam einzustellen. Dennoch blieb Maserati dem Rennsport verbunden und konstruierte weiter Rennwagen für andere Rennställe. Eines der bekanntesten Modelle ist sicherlich der „Bird Cage“ mit seinem revolutionären Rohrrahmenchassis, der in den frühen 1960er Jahren für Begeisterung sorgte.
In den „Swinging Sixties“ und natürlich auch den Siebzigerjahren wurden bei Maserati in Modena schließlich einige der begehrenswertesten Straßensportwagen gebaut, sie hörten auf Namen wie Bora, Mistral und Ghibli. Ein atemberaubendes Design und die Aura des Unartigen verhalfen den GTs auch zu großem Erfolg bei den Schönen und Reichen dieser Zeit: Der Shah von Persien besaß genauso einen Maserati wie Peter Sellers, der Astronaut Wally Schirra und die Sängerin Sandy Shaw. Auch Peter Ustinov, Alain Delon, Luciano Pavarotti und Kirk Douglas entschieden sich für den Dreizack als Stil-Statement.
In dieser Zeit kam es auch zu einem weiteren, bedeutenden Besitzerwechsel: Citroën übernahm die Firma und entwickelte nicht nur den unvergessenen Citroën SM – französische Karosserie samt Hydraulik und ein Maserati-Motor, was sollte da schon schiefgehen – sowie den Merak SS; den Khamsin und den Quattroporte II. Doch Citroën geriet in finanzielle Schwierigkeiten und Maserati musste von der italienischen Regierung gerettet werden. Für eine Handvoll Lire übernahm der schillernde Unternehmer und Automobilkosntukteur Alessandro de Tomaso die angeschlagene Marke. Im Laufe der 1980er Jahre ersetzte er die wunderbar eleganten Mittelmotor-Sportwagen durch kartonhafte Coupés mit Frontmotor und Heckantrieb wie den BiTurbo, den Shamal und den Ghibli II. Für das Design war Giugiaro verantwortlich.
Renaissance und Wachstum
Die Renaissance von Maserati begann in den 1990er Jahren: 1993 kaufte Fiat die Marke, 1998 wurde der Maserat 3200 GT vorgestellt, aus dem die Modelle 4200 Coupé und Cabrio hervorgingen. Unter der Leitung von Ferrari entstanden schließlich die Erfolgsmodelle Quattroporte V und GranTurismo. Momentan befindet sich Maserati auf Wachstumskurs: Dank eines von Freunden der Marke nicht nur positiv gewerteten Technologietransfers mit der neuen Schwestermarke Chrysler sollen die neuen Quattroporte- und Ghibli-Generationen die Weltmärkte im Sturm nehmen, eine Jahresproduktion von bis zu 25.000 Fahrzeugen ist geplant. Der Unternehmer Alfieri Maserati hätte dem Wachstumskurs sicherlich zugestimmt – nur angesichts der neuen Dieselmotoren dürfte der Gründungsvater in seinem Grab rotieren. Bei geschätzten 8.000 Umdrehungen pro Minute.
Fotos: Getty Images / Maserati