Vor 60 Jahren war der New Yorker Autosalon eines der ersten großen Automotive-Events des Saison – und sie enttäuschte die Fans europäischer Fahrzeuge keinesfalls, im Gegenteil. Dank des cleveren Importeurs Max Hoffman feirte der revulotionäre Mercedes 300 SL Weltpremiere in den USA – als erster Mercedes überhaupt. Auf dem Mercedes-Stand posierten zudem sehr attraktive Hostessten (um dem Publikum seine unorthodoxen Flügeltüren näher zu bringen) und der Prototyp eines 190 SL Roadster.
Der von Touring karosserierte Hudson Italia war ein weiteres Exemplar für eine euro-amerikanische Gemeinschaftsarbeit. Nebenan organisierte der ehemalige Rennfahrer und Importeur Luigi Chinetti die Premiere des Ferrari 250 Europa von Vignale. Ein 225 S und ein 375 MM Pinin Farina Spider standen mit auf der Bühne, um dem Publikum unmissverständlich zu demonstieren, dass die Vignale Coupés direkt aus dem Rennsport abgeleitet waren.
Nach New York folgten Genf, Turin, Paris und schließlich London
Zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres wandte Jaguar am Earls Court die gleiche Taktik an, als sie dort den brandneuen XK140 zusammen mit dem Jaguar D-Type präsentierten. Zu der Zeit war ein D-Type gerade erst von seinem erfolgreichen Le-Mans-Debüt zurückgekehrt – die Piloten Duncan Hamilton und Tony Rolt hatten beim Langstreckenrennen den zweiten Rang erkämpft. Dem XK140 wurde zudem sein Vorgänger XK120 zur Seite gestellt, um die vielen Innovationen am neuen Modell besonders hervorzuheben.
Zwischen den Motorshows in New York und London lagen der Genfer, der Turiner und der Pariser Autosalon. Letztere boten standesgemäß die große Bühne für europäische Hersteller. Bentley etwa nutzte die Gelgenheit, um seinen überarbeiteten R-Type Continental zu präsentieren. Auf dem Genfer Salon im März wurde auch der Ferrari 375 America enthüllt. Alfa wiederum lieferte eine große Show in Turin, bei der sie nicht nur die Konzeptstudie B.A.T. 7, sondern auch das Sportcoupé Alfa Romeo Giulietta Sprint enthüllten. Beide stammten aus der Feder von Bertone-Designer Franco Scaglione. Und beide sollten auf ihre ganz eigene Art unvergesslich werden. Vielleicht war es der Konkurrenzkampf mit Giovanni Michelotti, der Scaglione antrieb. Denn nicht weniger als 30 Automobile, die damals in Turin gezeigt wurden, standen unter dem Einfluss von Michelotti.
Ein Ferrari für Ingrid Bergman
In Paris war Ferrari wie immer sehr präsent. Neben dem 250 GT Europa, Ferraris erster Straßenwagen, der mit dem legendären Colombo V12 ausgestattet war, zeigten die Italiener ein weiteres maßgeschneidertes One-Off – vielleicht eines der berühmtesten überhaupt: den 375 MM. Der Sporwagen sollte unter dem Namen Bergman Ferrari bekannt werden, nachdem Regisseur Roberto Rossellini, der 1954 gemeinsam mit seiner Frau Ingrid die Messe besuchte, den Ferrari an Ort und Stelle kaufte. Für seine Frau versteht sich...
Fasst man all diese bedeutenden Exponate zusammen, wird klar, welchen Stellenwert das Jahr 1954 für die gesamte Automobilgeschichte hatte, dessen Einflüsse man noch heute sieht.
Fotos: Getty, Rex Features, Mercedes-Benz, Bonhams, Jaguar Daimler Heritage Trust, Alfa Romeo Automobilismo Storico, Centro Documentazione (Arese, Milano),