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Wenn Wünsche wahr werden - ein Ritt auf der Renncobra

Quizfrage: Welche US-amerikanische Marke hat es als einzige geschafft, die GT-Weltmeisterschaft zu gewinnen? Die richtige Antwort lautet: Shelby! Für Classic Driver Autor Simon de Burton hat sich nun einen Kindheitstraum erfüllt – er durfte die Shelby Renncobra für ein paar Runden hautnah erleben.

Wer hätte vorher wohl ahnen können, dass Carroll Shelby und sein Teams während der Rennsaison 1965 mit ihren Cobra Roadster und den noch aerodynamischeren Cobra Daytona Coupés die allmächtigen Ferrari-Rennwagen vom Thron stoßen würden? Dem Texaner und ehemaligem Rennfahrer Shelby genügten für diesen unerhörten Coup drei Siege in Monza, Oulton Park und auf dem Nürburgring sowie ein zweiter Platz in Spa und – weil die Cobras damals einfach einen beachtlichen Lauf hatten – der Gewinn des österreichischen Rossfeld-Bergrennens. „Nichts war für mich je so befriedigend, wie diese Weltmeisterschaft zu gewinnen,” sagte Carroll Shelby einmal.

Ein Kindheitstraum wird wahr

Shelbys Gefühl von damals konnte ich auf meine Art nur zu gut nachvollziehen, als ich vor einigen Wochen das große Glück hatte, mich selbst endlich einmal ins Cockpit einer Cobra 427 hineinschlängeln zu dürfen. Diese Erfahrung wollte ich seit meiner Kindheit machen, aber nie hatte sich dazu die Gelegenheit ergeben. Die Erfüllung dieses Traumes hätte übrigens nicht besser ablaufen können. Denn nicht nur war der Ausflug auf dem wunderbaren Spring Mountain Raceway von Shelby American persönlich aus Las Vegas organisiert worden, ich befand mich auch noch in der Gesellschaft von Fahrern wie Bob Bondurant und Allen Grant, die vor 50 Jahren maßgeblichen Anteil an diesem historischen Weltmeistertitel hatten. Was will man mehr?

Zugegeben, für mich war nur der Beifahrersitz dieser Schlange im Renntrim reserviert worden. Aber allein das war Erlebnis genug: Von jemandem über diesen Kurs hin- und hergeschleudert zu werden, der ganz genau weiß, wie die 700 PS dieses 700 Kilogramm schweren Monsters zu bändigen sind – will man nicht erleben, wie Heck und Front der Giftschlange die Plätze tauschen. Jetzt verstehe ich endlich, was es mit der Begeisterung für diese „Competition Cobra” auf sich hat. Und ich schließe mich der Fan-Gemeinde an.

Edition zum Jubiläum

Wenn diese großartige Cobra-Taufe einen Nachteil hatte, dann diesen: Das Gift hat gewirkt und ich will jetzt natürlich unbedingt selbst eine Schlange besitzen. Originale aus den 1960er Jahren, deren Renneinsatz verbürgt ist, sind allerdings fast unbezahlbar. Glücklicherweise würdigt Shelby American die „Big Block” 427ci Cobra, die vor einem halben Jahrhundert entwickelt wurde, derzeit mit einer auf 50 Stück limitierten Edition der CSX4000. Die Jubiläums-Cobra verfügt über mächtige Benzintanks, die über 85 Liter fassen, Lederausstattung, renntaugliche Bremsen und Leichtbauräder im Sixties-Design. Außerdem wird wahlweise eine Glasfaser-Karosserie in „Guardsman Blue Metallic“ mit Rennstreifen in „Wimbledon White“ ab 107.000 Euro angeboten – oder für die ganz Mutigen eine auf Hochglanz polierte Alu-Variante ab umgerechnet 161.000 Euro.

Danach hat der Käufer nur noch zu entscheiden, welche Motor-Getriebe-Kombination in Frage kommen könnte. Wer so nah wie möglich am Geist der Ur-Cobra bleiben möchte, wählt den gusseisernen Motorblock mit 427 Kubikzoll, vermählt mit einem manuellen Vierganggetriebe. Für die Comeback-Cobra sind allerdings auch weniger bissige Optionen erhältlich. Man kann seiner Affinität zu dieser machtvollen Cobra aber auch Ausdruck verleihen, ohne gleich in den Rennwagen zu investieren.  Der Luxusuhrenhersteller Baume & Mercier präsentiert als neuer Partner von Shelby American mit dem limitierten Chronographen Capeland Cobra eine vergleichsweise günstige Variante des Mythos.

Weltmeister am Handgelenk

Das Einstiegsmodell des limitierten Chronographen für ungerechnet rund 4.000 Euro besitzt ein 44 mm großes Stahlgehäuse und zelebriert mit exakt 1.965 Exemplaren das Jahr des größten Triumphes. Das Design der Uhr ist ebenfalls von dieser Königs-Cobra inspiriert: Das kleine Gegengewicht des Sekundenzeigers ziert ein Schlangenkopf, das Ziffernblatt leuchtet im typischen „Guardsman Blue“ und akzentuiert von feinen Rennstreifen, die Zähler erinnern an die Anzeigentafel und auf der Rückseite entdeckt man auf der Saphirkristall-Abdeckung ein Faksimile von Carroll Shelbys Unterschrift sowie die Editionsnummer des Exemplars.

Wem die Erinnerung an die Rennlegende noch mehr wert ist, kann für umgerechnet über 18.000 Euro die Variante in Rotgold mit Flyback-Werk bestellen. Allerdings ist diese Edition auf 98 Stücke limitiert - Shelbys berühmte Startnummer. Vermutlich wird es nicht bei dieser speziellen Koproduktion zwischen Baume & Mercier und Shelby American bleiben, denn Europäer könnten demnächst auf weitere Verlockungen des legendären amerikanischen Tuners hoffen. Nachdem heute Ford zum Kundenstamm gehört, erhält auch der jetzt offiziell in Europa erhältliche Mustang von Shelby Performance mehr Power für die Hufe. Warum nicht auch ein Mustang-Chronograph?

Weitere Shelby-Klassiker finden Sie im Classic Driver Markt.