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Die großen Entdecker – Land Rover und die Royal Geographic Society

Wenig Ikonen sind so sehr mit Unerschrockenheit und typisch britischem Forschergeist verknüpft wie Land Rover und die Royal Geographical Society. Bevor sich der Defender in den Ruhestand verabschiedet, blicken wir zurück auf einige ihrer größten gemeinsamen Abenteuer.

Mit einem Trio von limitierten Defender-Modellen, die Land Rover im letzten Jahr vorstellte, feierte die Marke zugleich den vielfältigen Charakter des Offroaders par excellence und destillierte diese historische Essenz in drei Sondereditionen. Mit der „Autobiography Edition” wurde der Aufstieg vom schlichten Arbeitstier zum luxuriösen Lastenträger markiert. Die „Heritage Edition” verbindet, wie wir kürzlich entdeckten, die Urform mit einer kräftigen Dosis an zeitgemäßen Extras. Last not least: Mit allerlei Spezifikationen wie Lufteinlass-Schnorchel, Dachträger und Heckleiter macht die „Adventure Edition” ihren Anspruch deutlich, das Expeditionsmobil schlechthin zu sein.

Für unseren Besuch im Londoner Hauptquartier der Royal Geographical Society war dieses Sondermodell natürlich das maßgeschneiderte Beförderungsmittel. Dieses ehrwürdige Gebäude am Rande des Hyde Park dient seit 1830 allen Forschungsreisenden als wichtigste Anlaufstelle. Zwar dürfte die Grand Voyage von der Classic Driver-Redaktion am anderen Ende des Royal Park wohl die Reise gewesen sein, welche die Society vor die geringsten Herausforderungen ihrer Geschichte gestellt hat, aber immerhin hatte sie geschichtliche Relevanz.

Im Jahr 1955 begaben sich Abkömmlinge der Universitäten Cambridge und Oxford auf eine Expedition, die später unter dem Namen „First Overland” berühmt werden sollte. Mit einem Paar Land Rover Series 1-Modellen, die in den jeweiligen Uni-Farben lackiert waren, steuerten sie vom Hyde Park nach Singapur. Mit der Unterstützung von Land Rover und der BBC, deren Reise- und Forschungsabteilung damals von keinem geringerem als dem jungen David Attenborough geleitet wurde, beinhaltete diese Reise auch einen Feldbericht, für den die abenteuerwilligen Akademiker 100 Pfund erhielten. Das Original des bestellten Teamberichts über Bewässerung befindet sich auch heute noch in den Archiven dieser beeindruckenden Gesellschaft.

Wir parkten unseren Defender, den man wohl jetzt ein Auslaufmodell nennen muss, im Parkplatz der Society, wo eine Büste des legendären Mitglieds Sir Clements Robert Markham über ihn wachte. Übrigens sind wir nicht die einzigen, welche die historische Verbindung zwischen Land Rover und der Society weiter am Leben erhalten: Zur Zeit ist wieder eine Gruppe von Stipendiaten unterwegs, mit dem Ziel, die Anden der Länge nach von Peru nach Chile in einem Spezial-Defender der SVO-Abteilung zu navigieren. Es handelt sich hier um die erste mobile Beobachtungsstation für Vulkane, die zugleich aber auch als Wohnbereich der jungen Vulkanologen dient. Vor wenigen Wochen waren sie die ersten Wissenschaftler, die den Fuß eines erst kürzlich ausgebrochenen Feuerbergs erreichten und einmalige seismische Daten aufzeichnen konnten.

Unter den wesentlich kühleren klimatischen Bedingungen Londons wurde das Classic Driver-Team sehr herzlich von Shane Winser begrüßt. Als Leiterin der Abteilung für Expeditionen und Feldforschung blickt sie auf 40 Jahre im Dienst dieser wohltätigen Gesellschaft zurück. „Ich kam 1976 als Freiwillige und schon 1977 bis 1978  war ich Teil einer Expedition nach Malaysia, um ausführlich den Regenwald zu erforschen", erinnert sich Winser.  "Ich fuhr damals bereits einen Land Rover.” Seitdem hat sie in allen Expeditionsprojekten der Royal Geographical Society eine wesentliche Rolle gespielt und über die Jahre viele Defender und deren Series-Vorfahren bewegt - eine Leistung, die sie mit einem Berg von Dias belegt. „Eine große Anzahl unserer Mitglieder und wissenschaftlichen Mitarbeiter fahren privat einen Land Rover. Mein Mann, der frühere Vizedirektor der Society Nigel Winser, wuchs in Ostafrika auf - er wurde mehr oder weniger in einem Land Rover geboren.”

Der Anblick des vertrauten kastigen Land Rovers in seinem Element zaubert vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht - vor allem jedoch bei einer Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern, die vor ein paar Jahren auf einer von der Society gesponsorten Expedition auf Reisen waren. Shane erzählt: „Die Gewinner unseres ersten Stipendiums waren in Zentralasien unterwegs, um die Folgen des Klimawandels zu untersuchen. Mitten im Nirgendwo fielen ihnen ungute Geräusche an ihrem Defender auf. Weil sie noch so unerfahren waren, hatten sie vielleicht bei der Risikobewertung und den Plänen für den Krisenfall ein paar Details übersehen. In so einer abgelegenen Region kann man keine Hilfe holen, sie wussten auch nicht, wie lange ihre Vorräte reichen würden, sollte ihr Fahrzeug liegen bleiben. Also fuhren sie sehr, sehr vorsichtig weiter, immer hoffend, dass es keine ernste Panne geben würde. Als ihre Nerven kurz vor dem Zerreißen waren, überquerten sie einen Hügel und entdeckten ein Lager. In den fernsten Gebieten Asiens waren sie auf eine englische Gruppe gestoßen, die gerade dabei war, eine Werbekampagne für Land Rover zu filmen. Und natürlich hatten sie Techniker und Ersatzteile dabei.”

Die legendäre britische Entdecker-Gesellschaft hat natürlich auch auf Land Rover Defender bei den eigenen Expeditionen gesetzt, beispielsweise beim Wahiba Sands-Projekt in Oman 1986 und beim Mkomazi-Forschungsprojekt 1992 bis 1998 in Tansania, bei denen Shane Winser mit von der Partie war. Sie hat jedoch auch noch lebhafte Erinnerungen an ein anderes Abenteuer: „In den achtziger Jahren unternahmen wir eine große interdisziplinäre Studie im Karakorum-Gebirge im Norden Pakistans. Den Zugang zu unserem Forschungsgebiet bildete der damals neu eröffnete Karakorum Highway, der China mit Pakistan verbindet. Wir erhielten fabrikneue Stage One V8 Land Rover und ich verbrachte mit ihnen vier Monate in einer der politisch gefährlichsten Regionen der Welt. Ich habe Land Rover immer geliebt, weil ich vom Land stamme und sie immer ein fester Bestandteil meines Lebens waren. Vertrauen ist so ein beliebter Begriff aus der Werbung, aber er bekommt eine existentielle Bedeutung, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht. Wir betreuten im Lauf von elf Jahren zwölf Projekte im Bereich Naturschutz und Entwicklung, die auch für die Politik unserer Regierung von Bedeutung waren.”

Wenige Jahre nach dem berühmten „First Overland”-Trip von 1955 konnte diese erste Reise aufgrund von geopolitischen Entwicklungen schon nicht mehr wiederholt werden. Wie ein Beitrag in einer britischen Zeitung kürzlich feststellte, bleiben auf unserem Planeten genügend weiße Flecken, die entdeckt und studiert werden wollen. „Es gibt noch viele Orte auf dieser Welt, die unerforscht sind,” sagt Winser. „Jeden Tag ergeben sich neue Gelegenheiten, aber es schließen sich auch Fenster durch Geopolitik, Zugangsmöglichkeiten und Finanzierung.” Inspiriert von diesen Schilderungen verbrachten wir den Nachmittag damit, wagemutig die schwierigsten Hindernisse ausfindig zu machen - zumindest soweit dies der Londoner Verkehr zuließ. Wir stießen schließlich auf eine große Pfütze, die wir todesverachtend durchquerten. Aber auch Sir Ranulph Fiennes, der erste Mensch, der sowohl den Nord- wie den Südpol auf dem Landweg erreichte, fing einmal klein an.

Viele andere, die auf ihrem Gebiet Großartiges leisteten, konnten sich auf ein Modell aus der abenteuerlustigen Defender-Familie verlassen - so wie wir bei unserem eigenen, kleinen Feldversuch in der britischen Metropole. Nach 67 Jahren endet in diesem Monat eine beeindruckende Karriere im Dienst von Mut und Neugier, und niemand wäre wohl besser als geeignet als Shane Winser, dieses einzigartige automobile Erbe in Worte zu fassen: „Fraglos wären einige der wichtigsten geographischen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte ohne diese Fahrzeuge und ihre Möglichkeiten nie zustande gekommen.”

Fotos: Royal Geographical Society / Shane Winser / Getty Images / Amy Shore for Classic Driver © 2016

Sie finden eine ganze Reihe von modernen und klassischen Land Rover Defender und „Series”-Modellen zum Verkauf im Classic Driver Markt.