Der Mädchenschwarm von Grenoble
Jean-Claude Killy war nicht nur ein herausragender Ski-Abfahrtsläufer, er galt in den 1960er Jahren als die wichtigste Stil-Ikone des Sports. Seinen größten Erolg – dreimal olympisches Gold - feierte der junge Franzose bei den Winterspielen 1968 in Grenoble, die als "Killympics" in die Sportgeschichte eingehen sollten. Stets smart im Auftritt und modisch gekleidet, verdrehte der damals 24-jährige Killy den Sportlerinnen im olympischen Dorf den Kopf. Die Eisprinzessin und Olympiasiegerin Peggy Fleming erinnert sich: „Jean-Claude war nicht nur ein großartiger Skifahrer, sondern auch ein außergewöhnlicher Romantiker. Obendrein ist er Franzose, was ihn zum perfekten Mann macht.“
Der Playboy und die Jetset-Damen
Man kann sich gut vorstellen, wie dem charismatischem Abfahrts-Star mit seinem französischem Akzent die Herzen der Jetset-Damenwelt zu flogen. Auch wenn ihm der Ruf des Playboys vorauseilte, traf Killy bereits 1972 bei den Dreharbeiten für den – recht erfolglosen – Film „Bankraub am Monte Rosa“ die Liebe seines Lebens: Schauspielerin Danielle Gaubert. Das Paar heiratete ein Jahr später und lebte glücklich mit seinen drei Kindern, bis zum frühen Krebstod Gauberts im Jahr 1987.
Ein Leben auf der Überholspur
Der heute 71-jährige Killy lebte sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes auf der Überholspur – und das nicht nur auf verschneiten Pisten. Neben dem Skifahren begeistert sich das Ausnahmetalent auch für den Motorsport. Durch seine sportlichen Leistungen wurde auch Ferdinand Piëch, damals Leiter der Porsche Entwicklungsabteilung, auf den jungen Sportler aufmerksam. Seinem Departement waren auch die Rennsportaktivitäten der Zuffenhausener unterstellt und so verpflichtete Piëch den jungen Jean-Claude Killy im Jahr 1967 für den sizilianischen Langstreckenklassiker Targa Florio. Gemeinsam mit dem berühmten Formel-1-Fotografen und Journalisten Bernard Cahier sicherte sich das Team, welches mit einem Werks-Porsche 911 S startete, den Sieg in der GT-Klasse.
Von der Piste nach Le Mans
Mit dem Erfolg in Italien bewies Killy seine fahrerischen Qualitäten, aufgrund derer er gemeinsam mit dem Le-Mans-Sieger Jean Guichet für Porsche beim 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring startete. In ihrem roten Porsche 911 T mit der Nummer S-E 8330 belegten die beiden den 26. Rang im Gesamtklassement - eine passable Leistung in einem Rennen gegen Ford GT40, Lola T70 und den übermächtigen Porsche 908. Auch auf der Startliste der 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1969 findet sich der Name Killy. Gemeinsam mit dem Rennfahrer Bob Wollek starteten der Sportler auf einer Renault Alpine, konnten aber leider das Rennen nicht beenden. Es war der letzte große Rennauftritt des Skifahrers. Fortan widmete sich Killy wieder dem Wintersport, unter anderem beim Internationalen Olympischen Kommittee.
Ein Mann, seine Rolex
Doch damit nicht genug: Man kennt die Rolex Daytona „Paul Newman“ und auch die Rolex Explorer II „Steve McQueen“ – beide Uhrenikonen sind nach zwei Legenden des 20. Jahrhunderts benannt. Dass aber auch eine Rolex den Namen „Jean-Claude Killy“ trägt, ist weniger bekannt. Dabei war der Cosmograph Dato Compax mit dem „Dreifach-Kalender“ die komplizierteste aller Rolex. Doch für die Marke war der ehemalige Profisportler eine viel wichtigere Figur als Paul Newmann und Steve McQueen, die übrigens niemals offizielle Markenbotschafter waren. Über Jahrzehnte hinweg war Jean-Claude Killy das Gesicht von Rolex. Etliche Werbemotive zeigen ihn mit immer anderen Modellen am Handgelenk. Die Beziehung zur verschwiegenen Marke war sogar so eng, dass Killy in den Vorstand der schweizerischen Uhrenmanufaktur berufen wurde. Bis heute denkt Killy nicht an den Ruhestand. Wir sind gespannt, was der vielseitige Classic Driver als nächstes vor hat.
Fotos: Getty Images