Es waren die 1980er Jahre und junge Erfolgreiche - auch Yuppies genannt - verlangten plötzlich nach alltagstauglichen Viertürern, die dem „Dress for Success”-Credo ihrer Anzüge folgen sollten: kraftvoll wie beeindruckend und mit einem Hang zu kontrastierenden Farben. Möglicherweise war diese Entwicklung eine Folge des großen Erfolgs der europäischen Tourenwagenmeisterschaft, die durch die Beteiligung deutscher Marken und den vielen heimischen Fans kurzzeitig fast so populär wie Fußball war.
Fast schon ein Werkswagen
Lange bevor der BMW M535i im Jahr 1980 als erste offizielle Sportlimousine in München vom Band rollte, hatte Alpina die einst relativ gediegenen Limousinen aus bayerischer Produktion in sportlich-mbitionierte Viertürer verwandelt. Durch die Siege bei der ETCC sowie der 24 Stunden von Spa im Jahr 1970 genoss der Tuner bereits einen ausgezeichneten Ruf in der Chefetage. So behielten die von Alpina modifizierten Fahrzeuge weiterhin ihre BMW-Werksgarantie. Außerdem erlaubte die Kompetenz des Tuners - beispielsweise im Bereich Turbotechnologie -, strengen staatlichen Auflagen immer einen Schritt voraus zu sein. Obwohl Alpina erst 1983 als eigenständiger Hersteller anerkannt wurde, hatte sich das Unternehmen schon vorher als wichtiger Akteur gezeigt.
Seiner Zeit voraus
Noch vor dem durchschlagenden Erfolg Alpinas mit dem B7 Turbo aus den späten 1970er Jahren, wurde die B2-Limousine gebaut, die man hier auf den Fotos sieht. BMWs damalige Motorsportabteilung, die M GmbH, hatte sich den serienmäßigen BMW 528 noch nicht vorgenommen. Dafür entdeckte Alpina reichlich Potenzial, um die Limousine in einen Sportwagen zu verwandeln. Das Rezept war eine Herausforderung: Der serienmäßige Motor ohne Einspritzung wurde auf 3,0 Liter aufgebohrt und mit zwei Vergasern von wahlweise Weber oder Solex versehen sowie einer Reihe von maßgeschneiderten Komponenten von Alpina, die dem 528 eine Leistung von über 230 PS entlockten. Damit schnellte der BMW, der von Fans den Beinamen „Bayerischer Bastard” erhielt, in nur 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, um eine Spitze von 225 Stundenkilometern zu erreichen. Zum Vergleich: der M535i, den BMW selbst fünf Jahre später baute, brauchte 7,5 Sekunden, bevor die Tachonadel 100 km/h erreichte und verfügte nur über knapp 220 PS.
EIn bayerischer Maßanzug
Zu weiteren Optimierungen zählten die Alpina-Bilstein-Aufhängung, Bremsen, speziell angefertigte Räder, Komponenten für den Innenraum, ein Bodykit und natürlich die Inspiration zur zweifarbigen Grafik des M535i, die BMW sich von Alpina geholt hatte. Insgesamt wurden elf Exemplare des B2 hergestellt, ehe der 300 PS starke B7 Turbo das Kommando übernahm. Aber mit seinem Pioniergeist, dem durchdachten Gesamtpaket von Erscheinung und Technik sowie dem Respekt, den dieser Wolf im Schafspelz auch außerhalb Bayerns einflösste, darf der Alpina B2 beanspruchen, die Riege der supersportlichen Limousinen begründet zu haben.
Photos: © Frederic Seemann for Classic Driver