Im Büro arbeitet Paul Bouvot seit den 1950er Jahren an neuen Kleinwagen, Coupés und Limousinen für Peugeot – nach Feierabend schätzt er jedoch etwas rasantere Fortbewegungsmittel. Er hat bereits zahlreiche Sportwagen aus Maranello besessen und möchte nun, Ende der 1960er Jahre, einen neuen Ferrari 275 GTB/4 erstehen. Bouvot hat beste Kontakte und so fragt er seinen italienischen Freund und Kollegen Sergio Pininfarina, der ebenfalls zahlreiche Autos für Peugeot entwirft, ob dieser ihm auf die Schnelle einen solchen Wagen besorgen könne. Doch bevor der Turiner Designer ihm einen passenden Wagen auftreiben kann, verliebt sich Bouvot in den revolutionären, beim Design-Konkurrenten Bertone entworfenen Lamborghini Miura - und schlägt kurzerhand zu!
Überraschung auf dem Parkplatz
Als Pininfarina zum nächsten Mal für ein Meeting zu Peugeot nach Paris kommt, entdeckt er auf dem Mitarbeiterparkplatz inmitten bescheidener Peugeots einen weißen Lamborghini und ist äußerst amüsiert über die blasphemische Geste des Chefdesigners. Am nächsten Morgen findet Paul Bouvot auf seinem Schreibtisch einen Schnappschuss des Parkplatzes aus der Vogelperspektive – mit augenzwinkernden Grüßen von Firmenchef Alain Peugeot.
Doch Paul Bouvot hat nicht nur Freude an seinem Bertone: Einmal klemmt bei einer Spritztour mit einem Freund ein Kieselstein unter dem Gaspedal. Er kann den wilden Ritt bei 220 km/h nur stoppen, in dem er den Zündschlüssel zieht. Ein anderes Mal legt er bei Regen und Tempo 180 eine doppelte Pirouette auf den Asphalt, nur durch Zufall geht alles gut. Am nächsten Tag ist der wilde Stier verkauft.
Foto: Archiv Marc Bouvot