Wie wäre die italienische Automobilgeschichte bloß verlaufen ohne Marcello Gandini? Der Großmeister des geometrischen Automobildesigns – der neben den ebenfalls 1938 geborenen Designern Giorgetto Giugiaro und Leonardo Fioravanti als wichtigster italienischer Automobilgestalter des 20. Jahrhunderts gilt – entwarf als Erstlingswerk den atemberaubenden Lamborghini Miura, stellte ihn dann mit dem Countach in den Schatten und definierte mit keilförmigen Showcars wie dem Lancia Stratos Zero oder dem Alfa Romeo Carabo das Wedge Design. Doch auch weniger spektakuläre Autos wie der erste BMW 5er und der Innocenti Mini wurden von Gandini gestaltet.
Im Museo Nazionale dell'Automobile in Turin eröffnet am 24. Januar eine große Übersichtsschau, das Marcello Gandinis Werk umfassend beleuchtet. Kuratiert vom italienischen Journalisten und Design-Kenner Giosuè Boetto Cohen, zeichnet die Ausstellung den Werdegang Gandinis vom jungen Designer bei Bertone bis zum eigenständigen Gestalter, der sogar Motorräder, Hubschrauber und Fabriken entwarf, umfassend nach. Im Zentrum stehen natürlich die Autos: Die Stars der Schau sind sicherlich das Lancia Stratos Zero Concept, dass der amerikanische Sammler Phillip Sarofim eigens für die Ausstellung einfliegen ließ, und der Lamborghini Marzal aus der Wunderkammer des Schweizer Sammlers Albert Spiess. Das Alfa Romeo Museum hat zudem den Alfa Romeo Carabo und die Studie des Alfa Romeo Montreal beigesteuert. Aber auch berühmte Bertone-Seriensportwagen wie der Maserati Khamsin und der Lancia Stratos HF sind zu sehen. Wer tiefer in die Geschichte von Marcello Gandini eintauchen will, kann dem genialen Designer anhand zahlreicher kaum bekannter Dokumente, Objekte und Filme nachspüren. Auch Mike Robinson, der ab 2009 das Designstudio Bertone leitete und als profunder Kenner von Gandinis Arbeit gilt, hat mit Konzepten und Illustrationen zur Ausstellung beigetragen.