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Magazin

Der Pebble Beach Concours d’Elegance 2015 aus der Jury-Perspektive

Kaum jemand kennt den Pebble Beach Concours d’Elegance so gut wie Matt Stone – er war schon 34 Mal dabei, zum 20. Mal entschied er als Jury-Mitglied über den Titel „Best of Show“. 2015 wurde er sogar zum „Chief Classic Judg“e bestimmt. Bei Classic Driver berichtet er nun exklusiv.

Schönheit ist nicht alles

Aus dem Blickwinkel eines Insiders ist der Pebble Beach Concours genau so, wie man ihn sich vorstellt – und dann auch wieder nicht. Nach meiner Ansicht vereint diese Veranstaltung auf einzigartige Weise die besten und bedeutendsten 200 Automobilklassiker, die man irgendwo auf der Welt finden kann. Und längst ist Pebble Beach nicht mehr nur ein Schönheitswettbewerb für die „Trailer Queens“, die nur vom Anhänger auf den Rasen gerollt werden. Heute werden die Teilnehmer sogar ermutigt und dafür belohnt, wenn sie sich an der 80 Meilen langen Tour d’Elegance beteiligen, zu der jeweils am Donnerstag vor dem Concours-Sonntag eingeladen wird. Unser oberster Preisrichter betont immer, dass wir Autos beurteilen – und nicht deren Besitzer. Auch Hyper-Restaurierung ist weder erwünscht, noch wird sie ausgezeichnet. Wir schätzen Klassiker, die mit viel Freude gefahren und gepflegt werden.  

Patina wird belohnt

Auch dieses alte Gerücht, dass es schon einen Punktabzug gibt, wenn sich ein Grashalm im Reifenprofil verfangen hat, stimmt einfach nicht! Unser Team aus über 100 Preisrichtern setzt sich aus einer erfahrenen, internationalen Gruppe aus Sammlern, Designern, Restauratoren, Rennfahrern, Autoren, Historikern und anderen Kennern zusammen. Sie haben ihr Fachgebiet verinnerlicht und engagieren sich enorm, um fair und sachlich zu entscheiden. Mehrheitlich ist das Ergebnis ihrer Arbeit hervorragend und angemessen. Die Show hat sich der Konservierung verschrieben, das heißt, dass wir jetzt auch in den unterschiedlichen Kategorien die unrestaurierten „Überlebenden” auszeichnen, die eine Geschichte zu erzählen haben und stolz die Patina ihres Lebens tragen.

Die ganz große Show

Pebble Beach war in diesem Jahr der Schauplatz vieler Jubiläen und Sonderkategorien, beispielsweise mit Auftritten der du Pont-Automobile, den Superleggera-Entwürfen aus der Mailänder Carrozzeria Touring sowie Highlights aus der Historie von Lincoln und Continental. Eine besonders beliebte Klasse waren in diesem Jahr die Sonderanfertigungen für die Marke Mercury mit beeindruckenden Exemplaren des Custom Style der 1950er Jahre, welche die Handschrift der Gebrüder Barris, Dean Jeffries und anderer namhafter Veredler dieser Epoche tragen. Ungefähr alle zehn Jahre feiern wir hier in Monterey zudem das springende Pferd aus Maranello in all seinen Schattierungen. 2015 war wieder so ein Jahr! Grandiose Ferraris aus jeder Ära, gebaut für die Straße oder die Rennstrecke, haben das Publikum nicht nur mit ihren Karosserien, sondern auch dem Konzert ihrer Zwölfzylinder begeistert. 

Mustangs bei einem Concours?

Und wer hätte es für möglich gehalten, dass einmal Mustangs über das edle Grün von Pebble Beach traben würden? In diesem Jahr wurde tatsächlich eine Kategorie für frühe Shelby GT350er sowie deren Prototypen geschaffen und acht Exemplare von Altmeister Carrolls begeisternden Mustang-Sportwagen auf dem Rasen ausgestellt. Und natürlich sah man zwischen den Automobilen auch viele bekannte Gesichter wieder: Sir Jackie Stewart schlenderte entlang der Wettbewerber und hielt Hof, denn viele Besucher wollten hören, was ein dreimaliger Formel-Eins-Champion über die Concours-Autos und seine große Karriere zu erzählen hatte. Auch Sir Stirling Moss, der selbst lange als Ehrenrichter fungierte, machte einen Spaziergang, um das Feld zu begutachten und zu plaudern.  

Konfetti für den Champion

Nachdem alle Ergebnisse zusammengerechnet worden waren, versammelten sich die vier Finalisten hoffnungsvoll and der berühmten Auffahrt in Pebble Beach – in diesem Jahr waren drei „Schwergewichte” aus der Vorkriegszeit und ein wunderbar skurriles Sportcoupé von Abarth in die engere Auswahl gekommen. Begleitet von Fanfaren, Feuerwerk und jeder Menge Konfetti rollte dann ein majestätisch-elegantes Isotta Fraschini Tipo 8A Cabriolet im Design der Schweizer Carrosserie Worblaufen, F. Ramseier & Co. von 1924 zur Ehrung, um als „Best of Show 2016“ den Kristallpokal nach Hause zu fahren. Dieser Blickfang in Schwarz und Chrom ist der große Stolz der Jim Patterson Collection und war quer durch die USA von Louisville, Kentucky, angereist. Für Experten gilt dieses seltene und überaus elegante Droptop als einer der besten Pebble-Beach-Gesamtsieger überhaupt. Doch wie heißt es so schön? Nach dem Concours ist vor dem Concours. So bin ich schon jetzt auf die nächsten Kategorien und Jubiläen des Pebble Beach Concours d’Erlegance 2016 gespannt. Ich wäre gerne wieder dabei – dann zum 21. Mal!

Photos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2015

Alle Artikel aus Monterey und Pebble Beach finden Sie in den kommenden Tagen in unserem großen Event-Überblick.