Viele rieben sich verwundert die Augen, als im Jahre 2004 mit dem Range Stormer das erste Konzeptfahrzeug von Land Rover vorfuhr. Es folgte eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Schon ein Jahr später startete der Range Rover Sport und er fand bis heute über 415.000 Käufer. Die Nische zwischen dem aristokratischen Range Rover und dem funktionalen Discovery war entdeckt, in Windeseile erobert und zum Segment der Sports Touring SUV's erweitert. Die vermeintlich betuliche Marke Land Rover fuhr plötzlich überzeugend dynamisch vor. Die Verfolger mussten sich mühen, den Anschluss nicht zu verpassen. So etwas nennt man einen Überraschungsangriff.
Acht Jahre später geht es um Revierverteidigung. Der neue Range Rover Sport, kurz RRS, nutzt dafür alle Mittel technischen Fortschritts. Die zweite Generation, die bei der diesjährigen New York Auto Show ihre Weltpremiere feiert, will alles bisherige Gute noch eine Spur besser machen. Mindestens. Die Devise lautet zusammengefasst: „Mehr Range, mehr Sport!" So formuliert es Peter Modelhart, Geschäftsführer von Jaguar Land Rover Deutschland. 75 Prozent aller Teile seien neu und exklusiv dem Neuankömmling vorbehalten. Als erster seiner Klasse hat das Fahrzeug eine komplette Aluminium-Karosseriearchitektur. Das spart Gewicht: beachtliche 420 Kilogramm gegenüber dem Vorgänger. Gleichzeitig erhöht es die Steifheit und Crash-Sicherheit der Karosse. Aufgrund neuer Fahrwerkskonstruktion soll der neue RRS auch eine spürbar präziseres Handling, eine wesentlich höhere Agilität und noch mehr Fahrkomfort bieten.
Auch die Offroad-Eigenschaften klettern zu neuen Höhen. Die Achsverschränkung liegt nun bei maximal fast 55 Zentimetern. Die Bodenfreiheit steigt um 58 Millimeter auf über 29 Zentimeter und die Wattiefe auf 85 Zentimeter. Damit ist er dem großen Bruder Ranger Rover, der britischen Allradikone, dicht auf den Fersen. Es sind allerdings auch Tugenden, die man in New York nicht unbedingt braucht. Gleichwohl schaffen Sie Gewissheit, das man für klimatischen Unbill gewappnet ist. Vielleicht auch deswegen ist das Fahrzeug hier so beliebt, wie in keiner anderen Metropole weltweit. Der permanent ausgelegte Allradantrieb ist im sportlichen Range nun in zwei Ausführungen lieferbar. Einmal mit Geländeuntersetzung, 50:50 Kraftverteilung und 100% Differenzialsperre. Zum Zweiten mit einstufigem Verteilergetriebe und Torsendifferenzial mit automatischer Kraftverteilung.
Die zahlreichen elektronischen Helfer des neuen Range Rover Sport sind State of the Art. Sie reichen von adaptiver Fahrwerkssteuerung mit stufenlos verstellbaren Dämpfern, über Neigungssteuerung und aktivem Hinterachs-Sperrdifferenzial mit „Torque Vectoring" bis zum Geländefahrsystem „Terrain Response 2". In der Summe soll dies für überlegene Fahrleistungen sorgen. Eine Anhängerkupplung fährt auf Wunsch elektrisch aus. Bis zu 3,5 Tonnen darf man dann auf den Haken nehmen. „Für die Kraftentwicklung sind zunächst drei Alternativen vorgesehen. Die Topmotorisierung repräsentiert ein 5,0-Liter-V8-Kompressorbenziner mit 510 PS", berichtet Peter Modelhart. „Dazu gibt es ein in zwei Leistungsstufen erhältlicher V6-Diesel mit 258 PS als TDV6 und als SDV6 mit 292 PS." In Kürze folgen noch ein Hochleistungsdiesel-V8 mit 4,4-Liter Hubraum und 339 PS und eine Diesel-Hybridversion, die in 2014 zur Auslieferung kommt. Bestenfalls spurtet der neue RR Sport damit in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die bestmögliche Energieersparnis liegt wiederum bei 24 Prozent.
Erwartungsgemäß nimmt das Design Anleihen am großen Bruder, dem Range Rover und auch dem kleineren Evoque. Das Gesicht der Modellfamilie ist prägnant: es wirkt schlanker und gestrafft. Stilbildend sind die abfallende Dachlinie, eine schmale Fenstergrafik, kurze Überhänge und ein markiges Heck. Der neue sportliche Range ist 62 Millimeter länger als der Vorgänger, bei 178 Millimeter verlängertem Radstand. Das schafft Platz für zwei weitere Sitze in der dritten Reihe: erstmals ist der Range Rover Sport auch in einer 5+2 Konfiguration erhältlich. Bei der Ausstattung haben die Kunden die Wahl unter den vier Alternativen S, SE, HSE und Autobiography, zusätzlich gibt es „Dynamic"-Varianten. Ein 12,3-Zoll großes Display für die Instrumente, ein 8-Zoll Dual View Touchscreen und ein Head-up-Display sind ebenfalls erhältlich. Bemerkenswert ist auch das "Connected Car Paket". Der Range Rover Sport generiert damit beispielsweise sein eigenes Wifi-Netz und wird damit zur fahrenden Kommunikationszentrale. All das dürfte nachgefragt werden, denn Range Rover Sport Kunden greifen gerne weit oben ins Regal, wie Peter Modelhart unterstreicht. Zum Marktstart ist die Nachfrage nach Supercharged-Modellen am größten. Die Preise für die V6-Diesel beginnen in Deutschland indes bei unter 60.000 Euro. Der Verkaufsstart des Range Rover Sport ist in 169 Märkten weltweit für das dritte Quartal 2013 vorgesehen. Und vermutlich wird sich niemand mehr die Augen reiben, wenn der Land Rover im Sportanzug schnell zum Bestseller avanciert. Selbst wenn sich vieles geändert hat, manches hat Bestand: Abstammung verpflichtet.
Weiterführende Links Zahlreiche klassische und moderne Range Rover finden Sie auch im Classic Driver Marktplatz. |
Fotos: Land Rover