Normalerweise ist das Erscheinen eines RS-Modells ein schlechtes Zeichen, kündet es doch das nahe Ende der betreffenden Baureihe an. Insofern dürfen die Fans der Marke nun aufatmen, den die quattro GmbH unter der Führung von Franciscus van Meel präsentiert, rechtzeitig zum Fest, einen schnellen Schlitten mit Allradantrieb. Die Zutaten sind dabei bekannter Natur, greift man bei Audi doch mittlerweile einfach nur noch in die große Kiste des Konzernbaukastens, mischt die Zutaten und würzt sie zünftig nach.
Im Falle des Audi RS6 bedeutet das den Einsatz des aus S6 und S8 bekannten V8-Biturbomotors. Das Aggregat, dass auch bei Bentley Verwendung findet, wird dank zweier Turbolader zum Muskelprotz. Üppige 560 PS und immerhin 700 Nm stehen zur Verfügung, um den RS6, den es in guter Sitte zunächst nur als Kombinationskraftwagen gibt, binnen 3,9 Sekunden auf 100 km/h zu puschen. Doch noch beeindruckender ist die Höchstgeschwindigkeit des Edelsportlers aus Ingolstadt: Satte 305 km/h sind nach Einwurf weiterer Euroscheine in die Kasse der quattro GmbH drin. Denn Audi verabschiedet sich durch die Hintertür von der einst vereinbarten Selbstbeschränkung der Höchstgeschwindigkeit und bietet im „Dynamik-Paket“ eine Erweiterung auf 280 km/h und im „Dynamik-Paket plus“ auf eben jene magischen 305 km/h an.
Damit der neue RS6 aber trotzdem nicht das schwarze Schaf in der Familie der effizienten Audis ist, hat die quattro GmbH auch die bereits bekannte Zylinder-on-Demand-Technik übernommen. Dank der Zylinderabschaltung soll der 4,0-Liter-TFSI-Motor mit lediglich 9,8 Litern im Schnitt auskommen. Ein frommer Wunsch, denn wer will angesichts dieses Package schon mit Richtgeschwindigkeit über die Autobahn schleichen?
Wie beim Topmodell üblich, gibt Audi auch in Sachen Optik und Ausstattung richtig Gas. Der RS6 Avant bekommt nicht nur im Bereich Fahrwerkstechnik alles mit auf den Weg, was es derzeit zu kaufen gibt, sondern liefert auch im Kapitel Bremsen Spitzentechnologie nach Maß. Wave-Bremsscheiben mit 390 Millimetern Durchmesser bilden da nur den Einstieg. Denn optional kommt mit rot lackierten Bremssätteln nicht nur Farbe ins Spiel, sondern mit gigantischen 420 Millimeter großen Keramikscheiben auch eine gesteigerte negative Energie.
Optisch setzt der neue RS6 natürlich ebenfalls dem A6-Programm die Krone auf, indem er mit Karosseriedetails in Aluminium oder Carbon ebenso bestellbar ist, wie mit 20- beziehungsweise 21-Zoll-Aluminiumrädern. Karosseriemodifikationen im Bereich der Anbauteile runden das wohl üppigste RS-Paket aller Zeiten ab. Wer jetzt jedoch schon den Kugelschreiber zückt, um den Scheck für die Order auszufüllen, muss sich noch gedulden: Denn Audi hat zwar den Preis bekannt gegeben – mit 107.900 Euro liegt der Sportkombi im üblichen Rahmen –, jedoch wird der neue Audi RS6 Avant nicht vor Sommer 2013 zu den Händlern kommen.
Fotos: Audi