Direkt zum Inhalt

Magazin

Classic Driver Motorshow 1974: Die Neuheiten des Autojahres

Durch die globale Rezession waren 1974 die Zügel so straff wie nie. Umso bemerkenswerter ist es, dass inmitten einer weltweiten Energiekrise und spiralförmiger Inflationsraten einige der teuersten Automobile vorgestellt wurden. Wir präsentieren die Legendärsten in unserer Classic Driver Motor Show.

In Genf wurde in diesem Jahr die vielleicht größte Supercar-Ikone aller Zeiten vorgestellt: der Lamborghini Countach. Der junge Marcello Gandini brach mit seinem Design alle Regeln der Vernunft – Jungen wie Männer bekamen weiche Knie beim Anblick des Sportwagens. Auch Coachbuilder Frua nutze den Genfer Salon, um seine neueste Arbeit zu präsentieren: das Audi Coupé Speciale Mittelmotor Concept. Nachdem Frua bereits einige Jahre den Kontakt zu BMW verloren hatte, warb die italienische Firma mit dem eleganten Sportwagen um eine Zusammenarbeit mit Audi.

Die Ära der Keile und Flügel

Pininfarina war im Frühsommer auf dem Autosalon in Barcelona präsent und zeigte sein Alfa Romeo Spider Aerodinamica Concept mit großem Fronspoiler. Der Spider war jedoch eher ein Marketingobjekt, um die Öffentlichkeit zu begeistern. Die wahren aerodynamischen Errungenschaften Pininfarinas, die unter anderem aus einem neuen Windkanal resultierten, repräsentierte das Ferrari Studio CR 25 Concept. Der schlanke Sportwagen, der auf dem Turiner Autosalon im Oktober zu sehen war, hatte einen CW-Wert von nur 0,256.

Das Interesse für den Prototyp des Countach, der bereits im Jahr 1971 gezeigt wurde, war so groß, dass Lamborghini und Bertone wenig später wieder zusammenkamen, um einen Nachfolger für den Baby-Urraco auf die Räder zu stellen. Das Ergebnis, der Lamborghini Bravo, wurde in Turin enthüllt. Trotz positivem Feedback des Messepublikums ging der keilförmige Bravo, ein übrigens voll funktionsfähiges Concept-Car, das bereits umfangreichen Test unterzogen worden war, nie in Serie. Gering war hingegen das Interesse für die zweite Generation des Maserati Quattroporte, der ebenfalls in Turin enthüllt wurde. Die Limousine baute auf einem verlängerten Citroën-SM-Chassis auf (Maserati war zu der Zeit im Besitzt von Citroën) und besaß ein Design von Bertone. Die generell geringe Nachfrage für Luxuslimousinen in Kombination mit der anhaltenden Ölkrise sorgte dafür, dass nur 13 Exemplare gebaut wurden, ehe 1979 der Nachfolger folgte.

Die wichtigste Neuerscheinung in Paris 1974 war zweifelsohne der Porsche 911 Turbo. Ein Supercar für den Jet-Set. Der Turbo mischte das Autoquartett neu auf – mit außergewöhnlichen Fahrleistungen, trotz umfangreicher Komfortausstattung. Ursprünglich war eine Produktion von 500 Autos vorgesehen, doch Porsches Auftragsbücher waren nach der Messe bereits so voll, dass es deutlich mehr wurden.

Das Beste aus (und jenseits von) Großbritannien

Bei der Londoner Motorshow im Earls Court standen die britischen Hersteller im Fokus. Lotus präsentierte seinen Eclat mit Fastback-Design, während Aston Martin mit dem Lagonda Serie I versuchte, die Marke wiederzubeleben. Mit einem Preis von 14.040 Pfund war die Limousine das teuerste Auto weit und breit. Das änderte aber nichts an der Attraktivität des Lagonda, so dass der Wagen eine Goldmedaille für das Karosseriedesign erhielt. Das Problem war nur, dass es zu derzeit eben keinen Bedarf an Luxuslimousinen gab, und so wurden nur sieben Autos gebaut.

Der Lagonda war nur ein weiteres Beispiel dafür, wie viel Enthusiasmus in der Automobilbranche steckte. Wie sonst lässt sich erklären, dass inmitten einer Wirtschaftskrise dieses Ausmaßes derart exotische Automobile entstanden. Auch wenn das Jahr 1974 nicht gerade in die goldene Ära des Automobilbaus fiel, bleibt es für uns doch als Jahr in Erinnerung, in dem einige der legendärsten „Poster-Sportwagen“ entstanden.

Fotos: Getty, Rex, Shanin Armin, Magic Cars Pics

Traumwagen der 1970er Jahre stehen im Classic Driver Markt zum Verkauf.