Die Costa Smeralda im Nordosten Sardiniens ist ein Hotspot des internationalen Jetsets, seit Prinz Karim Aga Khan IV die Küstenlandschaft in den 1960er Jahren entdeckte und die Reichen und Schönen der Welt nach Porto Cervo lockte. Spätestens seit 1977, als James Bond in „Der Spion, der mich liebte“ mit seinem tiefseetauglichen Lotus Esprit aus dem glasklaren Wasser der Spiaggia Capriccioli auftauchte, war die Costa Smeralda kein Geheimtipp mehr. Und bis heute ist für die Hautevolée, die sich im Sommer an den Traumstränden rund um Porto Cervo trifft, die Wahl des richtigen Sommerautos von entscheidender Bedeutung. Seit sieben Jahren hat die paradiesische italienische Inselküste sogar ihren eignenen Concorso d’Eleganza – die Poltu Quatu Classic. Veranstaltet wird der Schönheitswettbewerb von Simone Bertolero, der mit Auto Classic Italy schon seit langem im Classic Driver Markt vertreten ist.
Am vergangenen Wochenende traf sich nun wieder einmal die europäische Sammlergemeinschaft auf dem Anwesen des Grand Hotel Poltu Quatu. Und natürlich gab es wieder einmal eine ganze Reihe von eleganten wie exaltierten Strandflitzern zu bewundern – die Auswahl reichte vom klassischen Fiat 500 Spiaggina bis zum Meyers Manx Tribute Car. Doch die Poltu Quatu Classic ist nicht nur ein Treffen charmanter Beach Cars vor sommerlicher Traumkulisse, sondern ein ernstzunehmender Concours – sogar neben dem Concorso d’Eleganza Villa d’Este der einzige in Italien, der von der FIVA anerkannt wird. Entsprechend hochkarätig war die Auswahl der ausgestellten Klassiker. In der Jury war neben Szene-Größen wie Luciano Bertolero, Alberto Scuro, Mariella Mengozzi und Valentino Balboni auch J. Philip Rathgen, CEO von Classic Driver vertreten.
Vor allem die Rallye-Rennwagen sorgten in diesem Jahr für große Aufmerksamkeit. Der Titel «Best of Show» ging schließlich auch an einen Lancia 037 Volta, den der französische Rennfahrer und Sammler Eric Comas an den Start gebracht hatte. Der Rallyewagen im legendären «Eminence»-Livrée hatte 1983 die Tour Auto gewonnen und auch an der Rallye Costa Smeralda teilgenommen – und sein Besitzer ließ es sich nicht nehmen, die Farbkombi seines Lancia auch im eigenen Outfit und bis zu den Socken fortzusetzen. Er konnte sich gegen starke Rallye-Konkurrenz von Subaru und Toyota durchsetzen. Ein besonderer Hingucker war auch der Ferrari 308 GT4 Dino, mit dem Giorgio Schön 2019 die Rallye Peking Paris bestritten hatte.
Betrachtet man die "echten" Klassiker auf der Teilnehmerliste, so war der Sieg des Lancia 037 eine Überraschung, entschied sich die Jury damit doch gegen einen wundervollen Ferrari 250 TdF und einen sehr seltenen Ferrari 212 Vignale. Einer der schönsten Ferrari war für uns übrigens der rote Ferrari 365 GTC in tollem Originalzustand, den Edo Schön von Rosso Corsa auf die Insel gebracht hatte. Dass Auto wurde seinerzeit von den Schöns bestellt und ist seither in Familienhand.
Doch es waren nicht nur italienische Autos, die an der Costa Smeralda den Ton angaben: Alois Ruf, seine Frau Estonia und die jüngste Tochter Aloisa waren nach Sardinen gereist, um mit einem auf 50 Exemplare limitierten Ruf CTR und einem Ruf SCR in der Klasse der Supercars anzutreten. Unterstützt wurde der Ruf-Clan durch Maria Paola und Alfredo Stola, den Gründern von Studio Torino. Sie traten mit dem Concept eines Ruf RK Spyder an. Die Klasse wurde dann auch von Ruf dominiert – alle drei Autos landeten auf dem Podium. Letztendlich standen bei der Poltu Quatu Classic aber nicht die Ranglisten und Preise im Vordergrund, sondern die Menschen und ihre gemeinsame Leidenschaft, die sie an einem der schönsten Flecken Europas zu zelebrieren wusste. Prinz Aga Khan wäre begeistert gewesen.
Fotos: Andrea Luzardi für Classic Driver
