Der kleinwüchsige Mann mit der großen Hornbrille liebte schnelle Autos, schöne Frauen, große Yachten und Privatjets. Eine Erinnerung an die versunkene Welt der Lebemänner.
Sein Leben würde den Stoff für Drehbücher liefern: 1906 in Smyrna, dem heutigen Izmir, geboren, mußte Onassis nach der türkischen Invasion überstürzt mit nichts, außer dem, was er am Leibt trug fliehen. Der 16-jährige Sohn eines Tabakhändlers suchte sein Glück in Argentinien, wo er als Hotelpage und Telefonist arbeitete und nebenbei Spanisch, Englisch und andere Sprachen büffelte
Durch Kontakte, die er über seinen Vater in das Tabakgeschäft knüpfen konnte, begann er mit dem Tabakimport von Griechenland in seine neue Heimat. Schnell zeigte sich sein ausgeprägter Geschäftssinn und sein brennender Ehrgeiz und das Business entwickelte sich rasant. Diese beiden Eigenschaften führten auch zum späteren märchenhaften Erfolg des Griechen. Früh zeigte sich auch seine Vorliebe für einen luxuriösen Lebensstil, denn mit seinem ersten Geld ließ er sich einen zweireihigen Anzug schneidern, der wie die überdimensionierte Hornbrille und der spezielle Krawattenknoten zu seinem Markenzeichen wurde.
In das Haifischbecken des Reedereigeschäfts stieg Ari Onassis mit dem günstigen Kauf einer Tankerflotte aus einer Konkursmasse ein. Ein Deal mit Saudi-Arabien sicherte dem cleveren Mann die exklusive Verschiffung von Erdöl nach Europa. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs gehörten dem Tycoon angeblich rund 900 Schiffe. Doch sein Lieblingsschiff war die „Christina O", die sich der Reeder 1952 auf der Basis eines ehemaligen Marinekreutzers aufbauen ließ. Als Beispiel für seinen speziellen Humor wurden die Barhocker an Bord mit der Vorhaut von Walen bezogen - er hatte großen Spaß daran, beispielsweise seinen Gast Greta Garbo darauf hinzuweisen, daß sie eben auf dem größten Penis der Welt Platz genommen hatte.
Bei den arrivierten Familien der weltweiten Oberschicht sorgte der selbstbewußte Auftritt des nur 1,58 Meter großen Emporkömmlings allenfalls für ein müdes Lächeln, doch das war dem Parvenü eher gleichgültig. „Klasse kann man nicht kaufen", pflegte Onassis zu sagen, „aber die Toleranz der Oberschicht für einen, der keine Klasse besitzt, ist sehr wohl käuflich." Sein Umgang mit Frauen war wenig Gentleman-like, denn er nutzte Beziehungen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Rein wirtschaftliche Interessen bewogen ihn dazu, Tina Livanos, Tochter aus dem berühmten griechischen Reedergeschlecht, zu ehelichen. Seinem Ego schmeichelte natürlich auch die leidenschaftliche Verbindung mit Operndiva Maria Callas und die spätere Ehe mit Jackie Kennedy, der berühmtesten Witwe der Welt. Ihr bot er Reichtum im Überfluß und eine eigene Insel als Schutz vor der öffentlichen Neugier.
Doch der Unfalltod seines Sohnes Alexander verwandelte den einstigen Lebemann und Jetsetter. Nach dem tragischen Verlust mied Aristoteles Onassis die Öffentlichkeit. „Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit viel Geld", mit diesem nachdenklichen Satz wurde er immer wieder zitiert. Daß auch Wohlstand nicht vor einer Tragödie schützt, hatte der Grieche verstanden.
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