Whiskey, Groupies – und schon ging der Wagen auf Tauchfahrt.
Ein Auto im Swimmingpool zu versenken, sollte für eine echte Rock-n-Roll-Band eine leichte Übung sein: Ein paar Flaschen Whiskey, etwas Ermutigung durch die obligatorischen Groupies – und schon ginge der Wagen auf Tauchfahrt. The-Who-Drummer Keith Moon hatte es in den 1970ern vorgemacht und einen Lincoln Continental passgenau im Swimming Pool eines Hotels versenkt. Für ihre Hommage an „Moon the Loon“ uns seine Carpooling-Performance ließen es die Britpopper Liam und Noel Gallagher jedoch etwas strukturierter angehen.
Das Anwesen von Stocks House im englischen Hertfordshire wurde Oasis vom berühmten Rock-n-Roll-Fotografen Michael Spencer Jones empfohlen: „Es hatte einen Swimming Pool direkt vor dem Haus und war aus fotografischer Perspektive perfekt geeignet“, berichtet uns der Fotograf von den Vorbereitungen. „Fast genauso wichtig war die Geschichte des Ortes – in den Siebzigern hatte die englische Redaktion des Playboys in Stocks House ihren Redaktionssitz und feierte dort recht hedonistische Parties. Die Details kann sich wohl jeder selbst ausmahlen.“
Vom Schrottplatz in die Abbey Road
So wild, wie es das LP-Cover vermuten lässt, ging die Inszenierung für Oasis dann allerdings nicht zu. Jones erinnert sich: „Einen Tag vor der Fotoproduktion kam der weiße Rolls-Royce in Stocks House an – allerdings ohne Motor.“ Das Produktionsteam hatte den Wagen praktisch auf dem Weg zum Schrottplatz abgefangen und für eintausend Pfund Sterling erworben. „Wir tauschten nur das Nummernschild gegen ein interessanteres aus. Nach längerer Diskussion einigten wir uns zunächst auf die Nummer 28 IF, die der VW auf dem Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“ trägt. Doch schnell erschien uns das zu offensichtlich und der Rolls-Royce erhielt die Nummer SYO 724F – man kann sie auf demselben Cover an einem schwarzen Polizeiwagen erkennen.“
„Niemand hatte daran gedacht, den Wagen zu reinigen...“
Während Liam und Noel Gallagher das Spektakel samt Entourage beobachteten, wurde die Limousine mithilfe eines Krans auf ein Baugerüst gehieft, das den Wagen im Pool „auf Position“ halb über der Wasseroberfläche halten sollte. Die örtliche Feuerwehr half schließlich, den Pool mit Wasser zu füllen. „Doch niemand hatte daran gedacht, den Wagen zu reinigen“, erzählt Jones, „und so sofort bildete sich auf dem Wasser ein schmieriger Ölteppich, den in mühsamster Plackerei mit Ruderpaddeln abschöpfen mussten.“ Erst dann durfte sich Jones in Position bringen und den Auslöser drücken.
Das Cover war ein voller Erfolg: „Be Here Now“ verkaufte sich in Großbritannien schneller, als je ein Album zuvor und der schwimmende Rolls-Royce ging in die Musikgeschichte ein. Nur Keith Moon hätte für die nüchterne Inszenierung ganz ohne Whiskey und Groupies wohl wenig Verständnis gezeigt.
Photos: © Michael Spencer Jones