Ein klassisches Automobil im Wettbewerb eines Concours zu präsentieren, ist eine komplizierte Sache. Denn über Erfolg oder Niederlage entscheidet oftmals, mit wieviel Liebe auch die kleinsten Details bedacht wurden. Wer selbst Kleinigkeiten wie passende Embleme oder Aufkleber aus historischen Fotografien aufstöbert, beweist schließlich einen großen Rechercheaufwand und eine Liebe zum Detail. Viele Restaurierungsspezialisten gehen heute selbst soweit, dass sie fehlende Elemente wie alte Steuerscheiben rekonstruieren, um das Gesamtbild abzurunden. Ein anderes Thema sind die Reifen: Vor allem bei Klassikern mit offenen Radhäusern tragen Pneus mit historisch korrektem Profil durchaus zur Glaubwürdigkeit der Präsentation bei. Manche Sammler reisen deshalb gleich mit zwei Reifensätzen an – einem straßentauglichen für die Ausfahrten und einem originalgetreuen für den Concours.
All diese Dinge sind kein Hexenwerk. Sie stehen auch nicht notwendigerweise auf Kriegsfuß mit der Straßenzulassung eines Klassikers. Was mich gerade deshalb immer wieder verblüfft, ist die Nachlässigkeit mancher Besitzer, die ansonsten auf wirklich jedes Detail achten, bei der Wahl der richtigen Nummernschilder. Es bereitet mir geradezu körperliche Schmerzen, wenn ich bei einem Concours d’Elegance ein klassisches Automobil mit modernen „H-Kennzeichen“ sehen muss. Es ist wirklich keine große Sache, diese oftmals sehr unansehnlichen Nummernschilder für die Show durch historisch korrekte Kennzeichen zu ersetzen. Bei den meisten Autos ist die Geschichte schließlich so gut recherchiert, dass die einstigen Zulassungsnummern durchaus bekannt sind und reporduziert werden könnten.
Die Briten haben in diesem Zusammenhang aus deutscher Sicht natürlich einen großen Vorteil – kann man im Königreich doch jedes Nummernschild, das jemals ausgestellt wurde, noch heute benutzen. So kommt es, dass viele wichtige Automobile aus England in der Szene nicht nur durch ihre Chassisnummer, sondern vielmehr durch das Kürzel auf ihren Kennzeichen bekannt sind. Der Vorteil ist, dass man historisch authentisch bleibt und trotzdem am Straßenverkehr teilnehmen kann.
Und um zum Schluss nochmals Klartext zu reden: An einen Klassiker, der sich beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este dem eleganten Publikum zeigt, gehört einfach ein Originalschild aus Como, Mailand oder Turin! Und ich hoffe inständig, dass ich am Wochenende beim Pebble Beach Concours d’Elegance zahlreiche Automobile sehen werde, die stolz ihre historischen Kennzeichen zur Schau tragen. Der Sinn eines Besitzers für alle Details wird immer belohnt.
Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver