Ohne Frage ist jedes dieser Fahrzeuge auf seine individuelle Art höchst anziehen. Aber lassen wir die liebenswürdigen Präliminarien: Kurz vor ihrem Lebensabend erweisen sich die letzten Ausgaben dieser beiden Modelle als Vollendung. Schon lange bevor er sein Pensionsalter in Großbritannien erreicht hatte, erfuhr der Defender noch ein paar subtile Styling-Nuancen als Hommage an den Ur-Ur-Großvater: das Auto, das wir in England liebevoll „Huey” rufen. Mit liebevollen Details, die an seine bedeutsame Historie erinnern wie der Lackierung in Grasmere Green, den einfachen Stahlrädern, den „HUE 166”-Schildern auf den Stoffsitzen und dem Kühlergrill sowie den Badges inspiriert von der originalen Series II ist der Heritage Edition Defender einfach ein Auto, das man sofort haben will.
Das Beste kommt zum Schluss
Man sollte die „GT”-Plakette auf dem frechen Entenbürzel, den der DB9 vom Virage geerbt hat, noch einmal genießen, denn damit verabschiedet sich auch als einer der letzten Saugmotoren Astons gewaltiger 6,0-Liter-V12. Zum Abschluss hat der GT noch rund 30 PS mehr bekommen, einen Frontsplitter aus Carbonfaser, der auch wesentlich eleganter ausfällt als jener des Vanquish und endlich ein bedienerfreundliches Infotainmentsystem, das sich nicht der düsteren Ford-Ära verdankt. Der DB9 GT schlägt überzeugend einen Bogen zwischen seinen älteren Geschwistern und dem neuen DB11 ohne Abstriche an diesem zeitlosen Design, das ihn über viele Jahre gleichbleibend begehrenswert machte. Gibt es einen anderen modernen Sportwagen, der mit solcher Noblesse alterte?
London von seiner besten Seite
Beide Modelle waren im Dienst von Classic Driver eine ganze Woche und viele hundert Meilen lang unterwegs und beschenkten die Fahrer mit höchst unterschiedlichen Erfahrungen. Aber nur eine Foto-Location schien wirklich maßgeschneidert für dieses Rendezvous der alten Herren. In dieser Hauptstadt, die so charakteristisch ist, wie die beiden Modelle, war die überwältigend positive Reaktion auf die Autos bemerkenswert. Mit nach oben gereckten Daumen wurde Begeisterung signalisiert und Smartphones wurden gezückt - vor allem beim Defender. An mehreren Kreuzungen hat man uns sogar die Vorfahrt gewährt. Wer regelmäßig mit dem Auto in London unterwegs ist, weiß, dass das eigentlich nie vorkommt.
Bereit für die Wachablösung
In dynamischer Hinsicht unterscheidet sich der Defender kaum von den weniger Lifestyle orientierten Geschwistern: Die Heritage Edition zelebriert geradezu die Nostalgie und - was für Käufer vielleicht den Ausschlag gibt - die Exklusivität. Allein nur 400 Stück wurden beispielsweise für Großbritannien reserviert, und diese Serie ist bereits verkauft und mit Preisaufschlag auch schon weiter verkauft. Aston Martin hingegen verkauft den DB9 GT gerne an jeden, der mindestens 140.000 Pfund bereithält. Aber für viele wird der Reiz, den letzten seiner Art zu erstehen mit dieser perfekten Balance zwischen typisch britischem Luxus und sportlichem Zuschnitt genauso verlockend sein, wie eine limitierte Edition zu sichern.
In die Gänge kommen
Uns hat durchaus nicht gestört, dass der GT ohne das Achtganggetriebe von ZF seines Rivalen, größeren Bruders und künftigem Nachfolger auskommen muss. Ehrlich gesagt, der Herausforderung manuell dreifach herunter zu schalten, um die richtige Übersetzung in einer Acht-Slot-Box zu finden, muss man sich nicht stellen wollen. Weil der gewaltige Zwölfzylindermotor auch über Drehmoment im Überfluss verfügt, erscheint sechs auch als die perfekte Zahl für die Leistungscharakteristik dieses Coupés. Nicht nur die gut 540 PS, auch die vielversprechende Einstellung „Sport”, die auf Knopfdruck einen schnurrenden Perserkater in eine reißende Bestie verwandelt, sorgen dafür, dass man sich hinterm Steuer nicht langweilen wird. Der DB9 hat in der Tat die sprichwörtlichen neun Leben einer Katze. Der Klang des Motors bei der Abschiedstournee dürfte auch den Bewohnern des Stadtteils Westminster in lebhafter Erinnerung geblieben sein. An dieser Stelle möchten sich die Fahrer entschuldigen.
Time to say good-bye
Im Laufe ihres doch sehr von einander unterschiedenen Lebenswegs haben diese beiden Modelle, jedes auf seine Art, den britischen Automobilbau definiert. Sie haben auch dann mit ihrer stark ausgeprägten Identität einen Weg gewiesen, als um sie herum die Branche ins Schleudern geriet. Der Begriff Ikone wird inzwischen etwas überstrapaziert. Aber in diesem ganz besondern Fall könnte er nicht angemessener sein. Farewell, old chaps.
Text: Joe Breeze/Alex Easthope
Fotos: Amy Shore für Classic Driver © 2015