Seit Wochen hat Classic Driver die körnigen Erlkönig-Schnappschüsse des Aston Martin DB11 studiert, aber nur wenig Details ließen sich erkennen. Nun hat Aston Martin das wichtige Modell in Genf enthüllt. Die Formensprache des allerjüngsten DB ist zwar nicht so radikal anders ausgefallen, als viele es antizipiert hatten. Doch ein genaues Hinsehen verrät jede Menge äußere wie auch innere Veränderungen.
Die Magie des Airflow
Welche bedeutende Rolle die innovative Aerodynamik beim Design einnimmt, erkennt man am breiten, vom DB2 inspirierten Kühlergrill, an der mächtigen Muschel der Kühlerhaube und der selbstbewusst aufragenden Dachplanke, die sich quasi ohne Unterbrechungen von der A- bis zur C-Säule erstreckt. Darunter haben die Designer den Luftstrom mittels Öffnungen oberhalb der Kotflügel zusammen mit der typischen Aston Martin-Seitenlinie gebändigt. Zudem besitzt der DB11 einen virtuellen Heckspoiler, der durch die Luftströmungen unter der C-Säule aktiviert wird. Für uns wirkt der neue Aston von vorne wie ein kleiner One-77, von der Seite ähnelt er einem Jaguar F-Type - nicht die schlechteste Wahlverwandtschaft.
Ein neuer Innenraum
Der Eingang ins Cockpit ist dank weit aufschlagender Tür mehr als einladend. Und wenn man einmal Platz genommen hat, wirkt der Raum noch großzügiger. Auch das Innenraumdesign des One-77 hat durchaus seinen Niederschlag im DB11 gefunden, denn die Musterung der Ledersitze ist avantgardistisch und am quadratischen Lenkrad prangen viele Bedienelemente. Schade eigentlich für den traditionellen Aston Martin-Touch, dass die früher eher schwer lesbaren aber dafür ornamentalen Instrumente jetzt durch ein elektronisches Display ersetzt worden sind. Die Mittelkonsole ist nun logischer und bedienerfreundlicher angeordnet worden und hat einen Acht-Zoll-Bildschirm für das Infotainmentsystem, der wahlweise über einen Drehschalter oder als Touchpad über Gestensteuerung angesteuert werden kann. Ob das eingefleischte Fans nun mögen oder nicht: Dieser Aston Martin hat seine Wurzeln in der Gegenwart.
Abschied von gestern
Die vermutlich größte Verwandlung hat sich unter der mächtigen Motorhaube vollzogen: Aston Martins berühmter V12-Saugmotor wurde durch einen Biturbo-Zwölfzylinder mit 5,2 Liter Hubraum ersetzt, der über 600 PS Leistung und ein beeindruckendes Drehmoment von 700 Newtonmeter entwickelt. Der Antrieb, der komplett bei Aston Martin entstand, macht aus dem DB11 den mächtigsten Aston Martin der DB-Serie, der je das Werk verließ. Über die neue Zusammenarbeit mit Mercedes-AMG ist im Zusammenhang mit dem neuen Modell jedoch nichts zu hören.
Ein bedeutender Aston Martin
Dank einem Alu-Chassis, das leichter und stärker ist, einem neu berechnetem Fahrwerk, einer neuen Lenkung und Elektronik, einer bewährten Achtgang-ZF-Automatik sowie einem Torque-Vectoring-System, das mit den Bremsen gekoppelt ist, soll das Fahrerlebnis im Aston Martin DB11 mitreißend sein, obwohl er den Komfort und den Luxus eines großen Grand Tourers aufbietet. Von 0 auf 100 km/h sprintet er in knapp 3,9 Sekunden. Für Andy Palmer, den Chef der Marke, ist der DB11 „der wichtigste Aston Martin in der 103-jährigen Historie.” Große Worte. Ob der Neuling tatsächlich Ikonen wie den DB5 oder DB6 in den Schatten stellen wird? Das Coupé soll ab Herbst 2016 zu Preisen ab 204.900 Euro bei den Händlern erhältlich sein.
Fotos: Aston Martin