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Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?

Rallyes, die sich mit der Vergangenheit des Automobils beschäftigen, gibt es zwischenzeitlich genügend. Die erste „Bodensee Elektrik“ präsentierte gleich in drei Ländern die automobile Zukunft. Classic Driver war bei der Premiere mit einem BMW ActiveE dabei.

Zum ersten Mal wurde der Parkplatz des Wasserenergieherstellers Illwerke in Bregenz zum Park Ferme umgenutzt, denn 23 Teams hatten zur ersten Bodensee Elektrik gemeldet. Die hohe Anzahl der Werksteams von Automobilherstellern beweist, welchen Stellenwert die E-Mobilität besitzt. Audi, BMW, Daimler, Mitsubishi, Nissan, Toyota und VW waren ebenso vertreten, wie die beiden Elektroautohersteller Tesla und Fisker.

Aber auch beim Automobil-Zulieferer Schaeffler Group aus Herzogenaurach ist Elektromobilität schon lange ein Thema. Die eigene Entwicklung ACTIVe Drive präsentiert in einem Skoda Octavia Scout ein Konzept mit zwei Elektromotoren und aktivem Differenzial an Vorder- und Hinterachse. Schaefflers Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Gutzmer beschreibt die Vorteile des Allrad-Konzepts in einer radselektiv steuerbaren Antriebsleistung. Dadurch wird ein sowohl für die Dynamik und Sicherheit als auch den Komfort zuträgliche Drehmomentverteilung zwischen dem rechten und linken Rad ermöglicht.

 

Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?
Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert? Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?

BMW war mit dem ActiveE vor Ort. Dieses 1er Coupé ist mit einem 125 kW Elektromotor ausgestattet, der die Hinterachse antreibt. Eine Ladung der Lithium-Ionen-Batterien von 29 kW entspricht einer Reichweite von circa 160 km, wobei die Batterien im Unterboden, Kofferraum und im Vorderwagen untergebracht sind. Dies kommt einer idealen Gewichtsverteilung sehr entgegen. Bislang wurden 1.100 Exemplare des BMW ActiveE gebaut und weltweit an ausgesuchte Fahrer zur Verfügung gestellt. „Wir haben alleine in den USA rund 700 Fahrzeuge an Endkonsumenten per Langzeitmietvertrag zur Verfügung gestellt. In Deutschland beginnt eine Versuchsreihe mit 30 Wagen in Berlin. Jeder Interessent konnte sich bei BMW um einen ActiveE bewerben. Voraussetzungen sind ein gültiger Führerschein und ein Garage mit Stromanschluss zum Aufladen“, so der Pressesprecher von BMW i, Cypselus von Frankenberg. BMW wurden die Wagen regelrecht aus der Hand gerissen, derart groß war das Interesse. So können die Münchner einen Versuchsballon starten, bevor die beiden völlig eigenständigen Modelle i3 und i8 2013 und 2014 auf den Markt kommen.

 

 

Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?
Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert? Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?

Aber wie fährt sich ein batterieelektrisches Fahrzeug im Alltag? Kaum etwas ist zur Erprobung idealer, als eine Rallye durch das Voralpenland. Zu aller erst wirken die absolute Ruhe und das Fehlen von Vibrationen so, als sei das Antriebsaggregat nicht eingeschaltet. Aber genau dies ist der Fall. Anfänglich gewöhnungsbedürftig, ist ebenfalls die Bremswirkung beim lupfen des Gaspedals. Manuel Sattig, Kommunikationsspezialist beim project i beschreibt diesen Effekt als rekuperieren. „Fährt man den Wagen unter Schub, wird Energie zurück gewonnen. Der Elektromotor funktioniert dann wie ein Dynamo beim Fahrrad, der die Batterien mit Strom speist. Das Rekuperieren verlängert die Reichweite um bis zu 20 Prozent“. So hatte unser Wagen nach circa 140 km Fahrstrecke dann auch noch über 40 km Reichweite.

 

Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert? Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?

Beim Fahren auf kleinen Landstraßen ermöglicht die Energierückgewinnung bei flotter Kurvenfahrt eine interessante neue Fahrtechnik. Vor der Kurve geht man einfach vom Gas. Hierbei stellt sich eine beachtliche Bremswirkung ein. Dann in der Kurve muss man die Gaspedalstellung so wählen, dass man mit genügend Zug in der Kurve fährt, da der Wagen sonst durch das Rekuperieren deutlich abbremst. So ist es dann auch nur sinnvoll, dass die Bremslichter angehen, sobald man vom Gas geht. Beherrscht man diese Technik, kann man kilometerlang flott fahren, ohne auch nur einmal das Bremspedal zu betätigen.

Weitere Besonderheiten sind das beachtliche Drehmoment, welches schon ab 1 km/h anliegt und die völlige Ruhe im Stand. Ab etwa 50 km/h fällt es jedoch kaum mehr auf, dass man in einem Elektroauto sitzt, da die Wind- und Abrollgeräusche so zunehmen, dass die akustische Kulisse einen herkömmlichen Verbrennungsmotor nicht wirklich vermissen lässt.

Bodensee Elektrik 2012 im BMW ActiveE: Schon mal rekuperiert?

Unser Fazit: Der BMW ActiveE präsentiert sich bereits sehr ausgereift und lässt kaum Ansprüche eines Serienfahrzeugs vermissen. Das Fahrverhalten stellt den Elektro-Novizen kaum vor erste Herausforderungen. Allein auf kurvenreichen Strecken, merkt man das erhebliche Zusatzgewicht der Batterien, die die Masse des Wagens auf 1.800 kg anwachsen lässt. Alles in allem ist das Elektro-Auto aber eine ernstzunehmende Alternative in der Mobilität von morgen.

Text: Marcus Görig
Fotos: Gudrun Muschalla

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